HöRSPIELer - Informationen über das Königsmedium

Das gesellschaftspolitische Hörspiel ist tot
... aber sowas von ! Auf erhobene Zeigefinger und moralinsaure Agitation hochbezahlter wie humorloser Weltverbesserer hat kaum noch jemand Lust.

Das lange Leben der Hörspielserien
Ob Science Fiction, Krimis, Grusel oder Skurriles: Mehrteiler bleiben uns meist länger im Gedächtnis. Vielleicht ist das manchmal sogar gerechtfertigt.

Kampf um staatsnahe Hörspiel-Moneten
'Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf', mahnte bereits Angela Merkel. Oder war´s doch Mutter Theresa ? Über Verteilungsprobleme beim Königsmedium.

Schlagzeilen zum Chaoten Leo Greller
Von allen mittelmäßigen Hörspielseiten haben wir den heißesten Draht zum bigotten und chronisch unzufriedenen Liedermacher aus dem Norden.

HöRSPIELer - Informationen über das Königsmedium



Stiftungs-Kuratorin Sonja Schmidt-Peters
SATIRE

Kampf um Hörspiel-Moneten

Sonja Schmidt-Peters von der staatsnahen Stiftung `m21´ hat eine schwierige Wahl zu treffen, denn es gibt gleich vier Bewerber um ihre Fördergelder - natürlich nur in dieser Hörspiel-Satire. Dennoch geben sich die Kandidaten alle Mühe mit ihrer Selbstdarstellung, um sich von den Mitbewerbern abzugrenzen. Am Ende siegt die political correctness.

# Fast so regierungstreu und loyal wie Jan Böhmermann: Die staatsnahe Stiftung `m21´

# Kontroverse um das Stiftungshörspiel: Nicole Abé vom SPIEGEL nahm die Satire für bare Münze




Ninoschka Schlothauer (Hörspiel 'Schmerz statt Kommerz')
MEDIENPOLITIK

Verantwortungsvolle Berichterstattung

Da die gemeinen Bürger mitunter zu unkorrekten politischen Ansichten neigen, ist es ein Segen, dass die der Staatsferne verpflichteten öffentlich-rechtlichen Hörfunksender Verantwortung beweisen und die politische Neutralität hin und wieder vernachlässigen. Den Beleg dafür liefert ein Kurzhörspiel über Kriminalberichterstattung im Radio.

# Mediengewalt auf breiter Front auf dem Vormarsch: Auch Hörspiele betroffen ?

# Das Medium 'Hörspiel': Transportiert Schmerz besser als kommerzielle Filme




Science-Fiction-Hörspiel
UNTERHALTUNG

Das lange Leben der Hörspielserien

Ob Science Fiction, Krimis, Grusel oder Skurriles: Mehrteiler bleiben uns meist länger im Gedächtnis. Ob zu recht oder nicht, kann man nicht immer klar sagen. Vielleicht fungieren in der Single-Gesellschaft die immer wieder kehrenden Hörspielhelden auch bereits als eine Art 'Ersatzfamilie' für uns. Das wäre zwar traurig aber irgendwie auch verständlich ...

# Jugendkrimis und Zeitgeist: Justus, Peter und Bob agieren politisch teilweise unkorrekt

# Grusel und Horror: Verblüffende Geschichten rund um Larry Brent und Björn Hellmark




Jugendfreie Greller-Aktrice als Froschfrau
HÖRSPIELFIGUR

Schlagzeilen zum Chaoten Greller

Einst legte sich der Provokateur Leo Greller mit der Hamburger Medienschickeria an. Später entging er in einem Berliner Nachtclub knapp einem feigen Anschlag. Heute leckt er seine Wunden, die von jeder Menge schlechter Publicity herrühren, nach der er angeblich das Vertrauen einer weltfremden Aussteiger-Community missbraucht haben soll.

# Als Sänger stets ohne Hänger - aber als popkultureller Zeitzeuge kaum zu gebrauchen

# Dem Provokateur ist nichts zu schwör: Lediglich seine Fans sind eine echte Herausforderung

# Als Verräter versuchte er sich später: In Brandenburg traut man dem Hanseaten nicht mehr



HöRSPIELer
Impressum, Datenschutz, mobil





Hörspiel-Interviews
Märchentante: Heikedine Körting
Ufos: Michael Gaida
Jugendkult: Jens Wawrczeck
Starke Kinder: Alfred Krink





provokative Hörspiele
provokative Hörspiele
LEO GRELLER & CO

HöRspieler-Homepage von 1999 bis 2009
HöRspieler-Homepage von 1999 bis 2009
HÖRSPIELer ANTIK





Hochtrabend und Anmaßend
Inklusion: Alte weiße Hörspieler
Beitrag: Erlebnisgesellschaft
Infantil: Kinder hören anders
'Ideology kills the radio drama star'





Hörspiel
'Der Wächter der verbotenen Welt'
Realisiert von Hartmut Lühr
Einst waren sie die besten Freunde. Jetzt treffen sie über einer verlassenen Maschinenwelt als Rivalen aufeinander: Die Kommissarin, der Sektenführer und der Wächter: Artan will den Beneix-Planeten für seine Sekte okkupieren. Wächter Matt hat die Aufgabe, genau das zu verhindern. Und Kommissarin Mira möchte mit Artan noch eine offene Rechnung begleichen. Abgelenkt von ihrer Privatfehde vernachlässigen Mira und Artan die Gefahr, die von dem Planeten und seinem Mond ausgeht... Eine melancholische Ménage à trois im Weltraum.
mit Sascha Gluth (Artan), Branka
Hanisch (Mira), Uta V. Kohlenbrenner
(Adra) u.a.

55 Min. | 50 MB | DOWNLOAD / PLAY






Hörspieler royale

Wegen besonderer Verdienste um das Königsmedium in den Adelsstand erhobene Hörspielerinnen und Hörspieler:

Douglas Adams, Alfred Andersch, Andreas E. Beurmann, Marina Dietz, Hans Gerhard Franciskowsky (H.G. Francis), Michael Gaida, Max Goldt,
Jens Hagen, Konrad Halver, Hans-Joachim Herwald, Anthony Ingrassia, Peter Jacobi, Stefan Kaminski, Ingomar von Kieseritzky, Heikedine Körting,
Alfred Krink, Donovan O´Malley, Fritz Mikesch, Barbara Plensat, Rainer Puchert, Michael Schulte, Toyo Tanaka, Douglas Welbat





Hörspiel-Interviews
Sammelfreuden: Herbert Piechot
Unabhängig: Caspar Abocab
SpaceDay: Michael Esser
Widerliche Zeiten: Abe Greenbaum





Die virtuelle Satire-Präsenz 'moderne21' entstand aus und gehört als Rubrik nach wie vor funktionell zu der 'Hörspieler'-Seite




Hörspiel
'Staatsnah ... geht die Moderne stiften'
Realisiert von Hartmut Lühr
Die staatsnahe Stiftung 'moderne21' fördert jährlich eine zivilgesellschaftliche Initiative mit einer hohen Summe. Dieses Mal gibt es gleich vier Bewerber, die die Stiftungskuratoren vor eine schwere Wahl stellen: Um die Finanzspritze konkurrieren persönliche Vertreter der Initiativen `Dudelstopp´, `Gewalt-geht-immer´, `Wir-sind-wichtig´ und `Wahlzusage´. Wer streitet vor den Kuratoren am gewieftesten für seine Initiative ?
mit Manfred Callsen (Wessel),
Nadia Panknin (Schmidt-Peters),
Nina Ernst (Holpert-Mang),
Andreas Goebel (Opaschewsky),
Udo Wiegand (Klaschka),
Ninoschka Schlothauer (Goekdal).
54 Min. | 43 MB | DOWNLOAD / PLAY




Hochtrabend und Anmaßend
Essay: Niveau-Drücker
Essay: Lärm um nichts





Freie und Hansestadt Hamburg




Hauptstadt Berlin





KULTURPESSIMISMUS

Gesellschaftspolitisch totes Hörspiel

Auf moralinsaure Agitation hochbezahlter wie humorloser Weltverbesserer hat kaum noch jemand Lust. Selbständig denkende Hörer sind einfach nur angewidert von Versuchen, per Framing im 'Königsmedium' Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse nehmen zu wollen. Wir Hörspieler haben mit Eigenproduktionen versucht, hier gegenzuhalten.
als Beispiel: staatlicher Experte von der Universität

# Vom volkswirtschaftlichen Schaden durch Flachfunk: Die Niveau-Drücker

# Über die schwindende Vielfalt im Hörspielgeschäft: Viel Lärm um nichts




INDIVIDUALISIERUNG

Deutschland dekadent im Hörspiel

Ein Hamburger Soziologe `beglückte´ im Hörspielbahnhof 'Hasselbrook' die Welt mit einer Trilogie an Stücken. Hat er dabei das rechte Maß für die stets mitschwingende Kritik gefunden ? Zweifel sind angebracht, denn Aufrührer, Waffen-fabrikanten und Terroristinnen als Protagonisten stehen nicht gerade für moderates Sinnieren über Gesellschaftsprobleme.
Hamburger Ehepaar

# Von der Außenseiter-Muse zur Fürsorgerin: Conny Köpp und jenseitige Wege

# Gelangweiltes Ehepaar besucht Einkaufspassage: Konsum als Kitt für Beziehungen {Text}




INTERVIEW

'Kann ich nicht' gibt es nicht

Eines der eher seltenen Interviews mit der Macherin der 'drei Fragezeichen' und 'TKKG' bot die Möglichkeit, die Powerfrau nach ihren Rezepten für das Überleben in einer von Männern beherrschten Medienwelt zu befragen. Hartmut Lühr stellte Heikedine Körting Fragen über den Wandel von Rollenbildern und des Geschlechterverhältnisses während ihres Schaffens.
Heikedine Körting in ihrem Hamburger Aufnahmestudio

# Ewig junger Peter Shaw: Jens Wawrczeck über sein Leben mit und ohne die drei ???

# Hörspiel-Papa auf großer Reise: Alfred Krink über Hörspiele und selbstbewusste Kinder




REGIONAL

Norddeutsche Konkurrenzmedien

Der Norden Deutschlands war nicht nur Sitz wichtiger Hörspiellabels. Die Ton- und Filmstudios an der Elbe hatten auch noch anderen Ausstoß, wie dilettantische aber authentische Jugendfilme, die Hanseatische Spielart der 'Electronic Body Music' (EBM) sowie improvisierte Trashhörspiele, die unbekümmerte Medienkritik lieferten.
Szenefoto aus 'Ugly Times' / Hamburg-Rissen, 1986

# Verregnetes Hamburg: Hier lässt es sich besonders gut lauschen und aufnehmen

# Widerliche Zeiten: Die beliebten norddeutschen Trash-Jugendhörspiele aus den Achtzigern



Hörspiele royale

Auf zur Venus | 1982 | A: Michael Gaida | R: Manfred Marchfelder | L: 57 | D: Uwe Müller, Helga Anders, Monika Hansen, Erwin Schastok, Peter Matic, Erwin Schastok
Apocalypso oder äußerst besorgt, zutiefst befriedigt | 1983 | A: Michael Gaida | R: Robert Matejka | L: 70 | D: Angelica Domröse, Bruno Ganz
Blutbad | 1973 | A: Sylvia Hoffman | R: Christian Gebert | L: 51 | D: Hans Korte, Ingeborg Engelmann, Elke Aberle, Ulrich Faulhaber, Heinz Werner Kraehkamp
Die Brandung von Hossegor | 1976 | A: Alfred Andersch | R: Otto Düben | L: 88 | D: Christian Brückner, Christoph Quest, Ursela Monn, Barbara Freier
Fehler im System | 1989 | A: Richard Strand | R: Pierre Kocher | L: 39 | B: Franziska Hirsbrunner | D: Wolfgang Grabow, Renate Müller, Anja Brünglinghaus
Leute wie wir | 1981 | A: Donovan O'Malley | R: Hans Rosenhauer | L: 45 | ÜHvB | B: Monika Klostermeyer | D: Katharina Thalbach, Stephan Schwartz
Das Loch im Kopf der Welt | 1993 | A: Fay Weldon | R: Stefan Dutt | L: 87 | ÜHvB | D: Jürgen Holtz, Friederike Tiefenbacher, Marianne Mosa
Nach dem Regen | 1998 | A: Sergi Belbel | B,R: Barbara Plensat | Ü: Klaus Laabs | L: 73 | D: Wolfgang Draeger, Herbert Fritsch, Antje v.d. Ahe, Sophie Rois
Nach Tübingen oder Lauf, Friedrich, lauf! | 1989 | A: Frank Werner | R: Hans Rosenhauer | L: 42 | D: Gerd Baltus, Wolf Dietrich Berg, Rüdiger Kirschstein
Science Fixion | 1979 | A: Peter Jacobi | R: Manfred Marchfelder | L: 65 | D: Henning Venske, Ronald Nitschke, Anja Kruse, Otto Sander, Marlen Diekhoff

A=Autor | B=Bearbeitung | D=Hauptdarsteller (ggf. neben anderen) | R=Regie | L=Länge (Minuten) | Ü=Übersetzung | ÜHvB=Übersetzung durch Hubert von Bechtolsheim



ÜBER DIESE SEITEN

HöRSPIELer

1999 startete die unabhängige und werbefreie 'Hörspieler'-Internetseite in Hamburg. Inhaltlich stehen seither in unregelmäßigen Abständen und verschiedenen Intensitäten Kritik und Anregungen zum 'Königsmedium' im multimedialen Mittelpunkt.
Neben nachdenklichen Essays, wie `Die Niveau- Drücker - vom volkswirtschaftlichen Schaden durch Flachfunk´ oder `Viel Lärm um nichts - über die schwindende Vielfalt im Hörspielgeschäft´, wurden hier auch Interviews mit Autoren wie Michael Gaida, Sprechern wie Jens Wawrczeck und Produzentinnen wie Heikedine Körting veröffentlicht.
Nachdem die Seite über zwanzig Jahre als 'der Hörspieler' (namensgeberisch anmaßend wie ironisch angelehnt etwa an 'der Spiegel', 'der Tagesanzeiger' oder 'der Märkische Bote') im Netz reüssierte, wurde er 2022 in den Plural 'die Hörspieler' umbenannt, damit auch Frauen und Diverse, die sich bis dato beim Lesen und Hören unserer Inhalte ausgeschlossen fühlen mussten, in Zukunft angesprochen fühlen können. Als rückratloser oder gar anbiedernder Kotau vor dem gegenwärtig dominierenden 'Melonen'-Zeitgeist will sich diese Umbenennung jedoch nicht verstanden wissen.

Die Seite bietet versprengten Hörspielliebhabern, die in dem Medium nach wie vor eine wegweisende Kunstform sehen, ein virtuelles Refugium. In diesem Sinne sieht sich der verantwortlich zeichnende Autor ausdrücklich auch als Hörspielaktivist.

Lieber Fantasiereisen im Kopf als CO²-intensive Urlaubstrips: Mit Hörspielen gegen das Klimasterben und die (selbstverständlich nicht menschengemachte) Energiekrise !


Hörspiele im Sommer 2022

Des Hörspiels hässliche Schwester ... . Der Name dieser Schwester ? 'Musik' ! Sie vermag ebenso wie das Hörspiel, Gefühle und Stimmungen zu stimulieren. Grenzwertig wird es allerdings, wenn sich Bruder 'Hörspiel' und Schwester 'Musik' inzestuös vermischen. Wer kann sich zum Beispiel schon ernsthaft ein gelungenes Hörspiel mit untermalender Electro-Industrial-Musik vorstellen ? Dennoch kommt es mittlerweile routinemäßig zu Vermischungen, die weitaus mehr schaden als nutzen.

Medienpolitik fordert verantwortungsvolle Berichterstattung: Da die gemeinen Bürger mitunter zu unkorrekten politischen Ansichten neigen, ist es ein Segen, dass beispielsweise die der Staatsferne verpflichteten öffentlich-rechtlichen Hörfunksender Verantwortung beweisen und die politische Neutralität hin und wieder vernachlässigen. Den Beleg dafür liefert ein sowohl kritisches als auch nachdenkenswertes Kurzhörspiel über Kriminalberichterstattung im Radio.

Hörspiele sind ideal für Science Fiction, wie wir wissen. Zum Glück müssen wir uns nicht entscheiden, denn das würde uns nicht ganz so leicht fallen: Sowohl öffentlich-rechtliche Science-Fiction-Hörspielproduktionen, also neuerdings Wahrheitsmedien-finanzierte Hörspiele, als auch kommerziell motivierte Vertonungen dieses Genres finden Hörerinnen und Hörer und wissen diese zu fesseln. Daher gilt auf diesen Seiten das Motto `the best of both worlds´. Die Utopie stirbt nie.

Konsum kann ein Kitt für Beziehungen sein: Ein hörbar heteronormativ geprägtes gelangweiltes Ehepaar besucht eine innerstädtische Einkaufspassage. Sie und er haben sich gegenseitig nicht mehr viel zu sagen - ein Bettler, der vor einem der Konsumtempel `Stellung´ bezogen hat, ihnen beiden dafür um so mehr. Ob die zwei in der Lage sind, die Einwürfe des unverklärt aufrichtigen Mannes konstruktiv für sich selbst zu nutzen ?



Hörspiele unter Corona

Die hohe Coronapriesterin - nein, pardon: Die uneingeschränkte Sonnenkönigin - nein, letzter Versuch: Die alternativlose Bundeskanzlerin Angela Merkel ('C'DU) hatte in ihrer liebenswerten Unbekümmertheit, was parlamentarische Mitwirkungsrechte anbelangt, wieder einmal so ziemlich im Alleingang eine Reihe von recht einschneidenden Maßnahmen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 getroffen, was auch das kulturelle Leben hierzulande stark beeinträchtigte: Die für 2020 geplanten Die drei Fragezeichen-Livehörspieltermine mussten allesamt auf 2021 verschoben werden, so dass die HÖRSPIELer in jenem Jahr leider keine Gelegenheit erhielten, sie essayistisch niederzumachen. Ja, wir wissen: dies ist genau das, was unsere Leserschaft von uns erwartet. Daher befürchteten wir, dass unser Zuspruch in den Coronajahren und insbesondere in den ansonsten hörspieltechnisch ereignisarmen Wintermonaten drastisch sinken würde und wiesen dennoch bezüglich uns helfen wollender besorgter Anfragen von Leser- bzw. Hörerinnen freundlich aber bestimmt darauf hin, dass wir keine Spenden annehmen. Was uns jedoch nicht davon abhielt, das Spendenmodell den öffentlich-rechtlichen Zwangsgebührensendern ARD, ZDF und Deutschlandradio als moralisch weit weniger verwerfliche Alternative zu ihrem aktuell doch sehr an moderne Wegelagerei erinnernden Geschäftsmodell zu empfehlen.
Anmerkung: Auch wenn die vorangegangenen Ausführungen für die eine oder den anderen möglicherweise etwas maßnahmenkritisch klingen mögen, weisen wir dennoch darauf hin, dass Hörspieler keine generellen Impfleugner sind !

"Ich habe keine Angst mehr vor Corona seit ich weiß, dass es Corona gibt." (zeitgemäß abgewandeltes Zitat aus Günter Eichs Hörspielklassiker Die Brandung von Setúbal, worin es unter anderem um die Auswirkungen der Pest geht - die Vertonung von 1957 mit Elisabeth Flickenschildt und Gustl Halenke ist nach wie vor unbedingt hörenswert).



Hörspiele 2021

Es wird hin und wieder kritisiert, dass auf dieser Seite wenig aktuelle Hörspielproduktionen kleinerer Verlage kommentiert werden, insbesonderer solcher, die sich mit der Vermarktung ihrer Eigenproduktionen viel Mühe geben. Die HÖRSPIELer wollen zwar nicht unsolidarisch mit diesen Veröffentlichungen sein, in denen häufig viel Herzblut steckt. Aber dennoch: Neuproduktionen, die uns ihre Sprecher lauthals als erfahrene 'deutsche Stimmen' berühmter Hollywood-Stars anpreisen, schrecken grundsätzlich ab. Dahinter steckt die Überlegung, dass Vertonungen, die aus sich selbst heraus mit starken Geschichten, einem befähigten Produktionsteam und gut ausgesuchten Sprechern überzeugen können, es auf keinen Fall nötig haben, mit zweifelhaften Referenzen anderer Medien, die mit Hörspielen eigentlich rein gar nichts zu tun haben, um Aufmerksamkeit zu buhlen. Was sagt beispielsweise die Tatsache aus, dass ein im 'Klappentext' eines Hörspiels aufgeführter Sprecher die 'deutsche Stimme' von Brad Pitt ist ? Richtig - genau überhaupt nichts. Höchstens, dass sich der Sprecher eher auf Synchronisation, denn auf tiefergehende Schauspielerei versteht - auch wenn es hier in Ausnahmefällen kleinere Schnittmengen geben mag.

In Der Verräter aus dem Jahr 1978 von Wolfdietrich Schnurre aus der Zwangsgebühren-Mediathek ringen der hervorragende Schauspieler Herbert Bötticher und seine nicht weniger ausgezeichnete Kollegin Karin Eickelbaum um das Seelenwohl eines kleinen Jungen, das offenbar durch homosexuelle Rollenvorbilder ernsthaft gefährdet scheint. Heute weiß man, dass Kinder von heteronormativen Rollenvorbildern in der Erziehung viel stärker geschädigt werden können und sie vermutlich bei schwulen oder lesbischen Eltern wesentlich besser aufgehoben wären als in der nach wie vor beschissenen binärsexuell-geprägten Realität der Bundesrepublik Anno 2021.



Hörspiele 2020

Noch so ein vermeintlich progressiver Hörspiel-Prophet: Der österreichisch-englische Autor Jakov Lind zeichnete vor dreißig Jahren für das Hörspiel 'Der Erfinder' mitverantwortlich, in dem der sich damals bereits ausbreitende Kindermangel in westlichen Gesellschaften skandalös unsensibel beschrieben und dargestellt wird: Die Frau eines Erfinders kann keine Kinder bekommen und so strebt sie als Ersatzlösung einen Hund an. Sie begründet diesen Wunsch nach Kompensation mit der Feststellung 'Ich kann keine richtige Frau sein, wenn ich keine Mutter sein kann.' - dies würde wohl zu recht keine Feministin heutzutage so stehen lassen können. Auch die Einwände ihres Mannes gegen den animalischen 'Menschersatz' prallen an der unglücklichen Frau ab, wenn er profan feststellt 'Er ist ein Tier und kein Kind - soll er vielleicht im Sandkasten spielen ?'. Zwischen dem um Moral, Ethik und Menschsein streitenden Ehepaar kommt es erst zur Entspannung als der Erfinder seiner Frau zusichert, ihrem künftigen 'Kind'hund Sprechen beibringen zu wollen. Die satirische Initiative Wir sind wichtig - der Wirtschaft zuliebe, die sich dem Primat der Ökonomie folgend schon lange vor der Lehrerin Verena Brunschweiger für einen gesellschaftspolitisch aktiv zu fördernden Kindermangel eingesetzt hat, merkte bereits an, dass sie den Inhalt des offenbar neuerdings im Internet kursierenden Hörstücks missbilligt, auch wenn heute wie 1990 trotz 'ganz schlechter Scherze', wie dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz und den Uploadfiltern, natürlich Kunstfreiheit herrscht. Und dies um so mehr als diese Freiheit in diesem Hörspiel, in dem sich der jüdische Autor Lind zu Formulierungen versteigt à la Vom traditionellen Antisemitismus der Rechten bis hin zum modernen Antisemitimus der Linken, für die politische Mitte in diesem Land gegenwärtig nur schwer auszuhalten scheint.

Die MDR-Produktion 'Westend' mit Ulrich Matthes und Anja Schneider nach einer Vorlage von Moritz Rinke hat - wenn auch vermutlich unfreiwillig - das Zeug zum inoffiziellen Hörspiel der 'Generation kinderlos': Einige Pärchen leben fest sowie nur zu Besuch in einer schönen kleinen Villa und führen interessante Gespräche über Sinnfragen. Dabei fallen Sätze wie "Wenn ich durch den Garten gehe, muss ich immer an die Kinder denken, die ich nie hatte..." - das ist ziemlich starker Tobak für ein Hörspiel vom zwangsgebührenfinanzierten und nicht eben Merkel-kritischen Mitteldeutschen Rundfunk. Auch stellen sich die Pärchen mehr als einmal untereinander die Frage 'Warum habt ihr keine Kinder ?', die - wen wird es wundern - natürlich unbeantwortet bleibt. Dafür wird über 'Sicherheitsgurte für Hunde' fabuliert, die ja in modernen Familien, die schon länger hier leben, mittlerweile längst Equipment für karrierebehindernde Kinder den Rang abgelaufen haben, wie auch die satirische Initiative Wir sind wichtig - der Wirtschaft zuliebe bestätigen kann. Dennoch verblüfft die mitteldeutsche Hörspielproduktion aus dem Jahr 2020: Unter der Regie von Stefan Kanis wird den Frauen tatsächlich ein gewisser Grad an Weiblichkeit und den Männern ein gewisser Grad an Reife zugestanden (hat hier vielleicht der Rundfunkrat geschlafen ?). Und gerade die weiblichen Figuren reden in dem Stück häufig ziemlich pathosgeladen und bedeutungschwanger daher in ihrer Angst 'alt und wertlos aus der Welt zu fallen'. Hörenswerte, wenn auch nicht herausragende Reminiszenz an Goethes Wahlverwandtschaften


Hörspielenttäuschungen von gestern und vorgestern

Was tut man, wenn man das Bedürfnis nach schlechter Energie und Bestätigung restlos überkommener weiblicher sowie männlicher Rollenbilder hat ? Richtig - man hört sich das WDR3-Hörspiel Das Geschenk - Sex-Party zum Geburtstag von Philine Conrad & petschinka an, das der Zwangsgebührensender seinen Hörern impertinenterweise auch noch als Liebesdrama verkaufen will. Die Schauspieler, die diesen misanthropisch-vulgären Reigen an Vorwürfen, Eifersucht und vermeintlich moderner Notgeilheit à la Carolin Kebekus merkbar lustlos eingesprochen haben, können einem im Nachhinein noch leid tun. Hoffentlich dürfen sie irgendwann auch einmal bei einem Hörspiel mitwirken, das eine originelle, nachdenkenswerte Geschichte über interessante Menschen erzählt, die dann vielleicht sogar zu Recht als 'Liebesdrama' bezeichnet werden dürfte (und sei es als humorvolle Groteske, wie beispielsweise in dieser herausragenden Produktion).

Von wegen 'tragikkomischer Klassiker': Was der SWF 1958 mit der Verhörspielung des Vicki-Baum-Klassikers Menschen im Hotel verhunzt hat, geht auf keinen USB-Stick. Man freut sich auf die junge Brigitte Horney, die z.B. in der Martin-Walser-Vertonung 'Lindauer Pieta' (1975) brillierte, und bekommt in der Zwangsgebühren-Audiothek der ARD für 80 Minuten eine hochsinistre und vollkommen humorbefreite Hörspieltristess geboten, die einen wünschen lässt, am besten nie mehr in einem Hotel -egal wo auf der Welt- absteigen zu müssen. Schade um das nichtgenutze Schauspielerinnen-Potenzial...

Man ist zurecht gespannt auf die drei hochkarätigen Schauspieler Otto Sander, Angelica Domröse und Jürgen Thormann in Das Genauigkeitsprinzip - Was, wenn man weiß, wann man stirbt? von Marcy Kahan in der Zwangsgebühren-Mediathek und bekommt leider ein nichtssagend psychologisierendes Hörspiel-Machwerk aus dem Jahr 2000 geboten, bei dem man während des Hörens beinahe geneigt ist, sich selbst ebenfalls eine kürzere Lebenszeit zu wünschen. Dass der Produzent dieses sich an den Zeitgeist anbiedernden Hörspiels der WDR war, wundert hingegen wenig, hat dieser sich mit dem Lied Oma ist ne alte Umweltsau in der Hoffnung auf Applaus von der Greta-Thunberg-Generation doch kürzlich selbst als kaum verhohlener Seniorenfeind geoutet.



Die sog. 'Cancel Culture' wird bei Hörspielen immer beliebter


KONFORMISMUS

Das Hörspiel ist gesellschaftspolitisch tot

Auf moralinsaure Agitation hochbezahlter wie humorloser Weltverbesserer hat kaum noch jemand Lust. Selbständig denkende Hörer sind einfach nur angewidert vom durchschaubaren Vorhaben, über das 'Königsmedium' Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse nehmen zu wollen. Zehn kurze Texte ...


Wirkliche Provokationen fehlen

Wenn in diesen Tagen kaum noch wirklich provokative Hörspiele im Radio (oder im Livestream) laufen, ist dies ein Symptom dafür, dass sich das bundesdeutsche Hörspiel öffentlich-rechtlicher Prägung in einer schweren Krise befindet - wie überhaupt die Errungenschaften der `Moderne´ in diesem Land.

Wenn man heute als Hörspielmacher Themen behandeln will, die von denen der großen Parteien und in der Folge auch der öffentlich-rechtlichen Medien abweichen, dann kann man sein Glück nur auf dem freien Markt versuchen. Würden im öffentlich-rechtlichen Hörspiel hin und wieder auch Fragen von allgemeinem Interesse wie der demographische Wandel und die mit ihm verbundenen tief gehenden Veränderungen der Bevölkerungsstruktur hierzulande behandelt, dann könnte man sich beruhigt ein- oder zweimal die Woche abends ein Radiostück anhören, das einem über dass hier und heute dieser nervösen Zeiten in Deutschland etwas sagen will. In welcher Form auch immer - möglichst nicht moralinsauer sondern humorvoll, kritisch, ironisch oder grotesk.

Es ist nicht naiv, mit Hörspielen im kleinen Rahmen etwas bewegen zu wollen. Es gab Zeiten, da waren diese noch politisch. Und zwar teilweise sogar gegen die herrschenden Machtverhältnisse gerichtet, in die die öffentlich-rechtlichen Sender natürlich stark eingebunden sind. Bis in die 80er Jahre hinein hatte man in einigen Hörfunkhäusern noch die Größe, dieses zuzulassen und das Gebot der Staatsferne und der Unabhängigkeit für die öffentlich-rechtlichen Medien ernst zu nehmen. Zwar hat man in den Hörspielabteilungen der Öffentlich-Rechtlichen freiwerdende Stellen in den letzten Jahren mutigerweise fast ausschließlich mit modernen Mitarbeiterinnen besetzt und damit Vielfalt und Gerechtigkeit gefördert - aber dennoch befindet sich auch hier Unabhängige und nicht-ritualisierte Gesellschaftskritik seit langem auf dem Rückzug.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Das Hörspiel 'als Kind der Moderne'

Als Hörspieler ist man - wie andere Kreative auch - eine Gegenstimme zu den Institutionen. Es ist jedoch auffällig, dass die Funktion der Kritik gegenüber den Hörspielabteilungen momentan von niemandem ausgeübt wird. Weder von außerhalb - es gibt anscheinend keine Dissidenten, die ein kritisches Wort wagen - noch von innen heraus. Daher werde ich mich diesbezüglich schadlos halten. Es ist natürlich begrüßenswert, dass die Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Hörfunkhäuser selbst sehr angetan sind von ihren Produktionen. Noch etwas erfreulicher wäre es allerdings, wenn ein paar mehr Zuhörer außer der direkt und indirekt abhängig Beschäftigten die Begeisterung mit ihnen teilen könnten.

Zu erleben ist seit Jahren eine gesamtgesellschaftliche Verunsicherung. Es ist klar, dass aufgrund der demographischen Entwicklung große Umbrüche bevorstehen und daher sind viele Menschen unsicher, wo es langgehen soll. Hinzu kommt, dass die klassischen Beziehungsmodelle ihr Selbstverständnis verloren haben: Die Familie hat es in der individualisierten Gesellschaft ausgesprochen schwer und ist vermutlich für die Mehrzahl der Menschen nicht einmal als Ideal aufrecht zu erhalten.
Das Aufziehen von Kindern ist heute normativ komplett überfrachtet und zu sehr privatisiert. Die Single-Gesellschaft stiehlt sich hier ebenfalls aus der sozialen (gar nicht einmal aus der finanziellen) Verantwortung, was die weniger werdenden herkömmlichen Familien zusätzlich belastet. Die Errungenschaften der Moderne und damit der Individualisierungsthese stehen auf dem Spiel. Es wird unweigerlich zu schweren Verwerfungen gesellschaftlicher Gruppen kommen, die hauptsächlich über die Medien kommuniziert werden und bei denen Kinder eine traurige Schlüsselrolle spielen. Autoren, die heute Medieninhalte bereitstellen, sollten darauf vorbereiten, sensibilisieren, einstimmen und Möglichkeiten zur Deeskalation aufzeigen. Dies wird jedoch angesichts des weit verbreiteten Defaitismus, der bei der Themenwahl der Redaktionen offenkundig zum Statut gehört, nicht zu bewerkstelligen sein. Man gewinnt damit vielleicht Grimme-Preise, aber man verfehlt leider auch den Nerv der Zeit. Unabhängige Autoren sind in dieser Situation stärker denn je gefragt: Denn sowohl die politische Linke als auch die Rechte haben keine guten Antworten auf die Gefahr durch die Gegner der Aufklärung. Aber das Hörspiel ist ein Kind der Moderne und als solches braucht es sie zum Leben.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Schwärmerei über das Medium Hörspiel

Es wird sich bereits seit einiger Zeit in den Massenmedien in Krisenszenarien zu überbieten versucht. Manche Kommunikationswissenschaftler formulieren die These, der Staat und die Wirtschaft hätten ein Interesse daran, die Bürger zu verunsichern.

Grund zur Sorge bietet die gesellschaftliche Entwicklung tatsächlich. Aber wichtige Themen, die ans Eingemachte gehen, die sozialpsychologischen Folgen des demografischen Wandels, bleiben tabu. Beispiele: die nicht enden wollende Jugendphase vieler kinderloser Erwachsener, die Vereinzelung von Kindern, die Vermenschlichung von Haustieren.
Dabei könnte das Hörspiel `von heute´ auch provokativ und politisch sein und es wäre gar nicht so schlimm. Es könnte sich ab und zu mit für die Hörer relevanten Themen beschäftigen und müsste längst nicht so berechenbar daherkommen wie die Stücke, die von den Redaktionen gegenwärtig für die Programme ausgewählt werden.

Nun als Einschub ein wenig Schwärmerei über das Medium 'Hörspiel': Bei allem berechtigten Schimpfen und `Uncool´-Finden deutschsprachiger Medienerzeugnisse muss doch festgehalten werden, dass man sich über lange Zeit hinweg sowohl in der Bundesrepublik als auch der `DDR´ an einem im internationalen Vergleich recht regen Hörspielleben erfreuen konnte. In den 50er und 60er Jahren wussten die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Hörer mit Straßenfeger-Krimis sowie Andersch-, Bachmann-, Eich-, etc-Stücken zu überzeugen. In den 70ern und der ersten Hälfte der 80er Jahre blieb es dann in erster Linie einer kleinen Zahl kommerzieller Schallplatten- und Kassettenlabels aus dem Hamburger Raum vorbehalten, im Westen die Hörgewohnheiten der Generation `Golf´ mit schnell aber auch sehr professionell produzierten Trivialhörspielen zu prägen. Danach hat sich erst einmal eine ganze Zeit lang kaum noch jemand mit Ruhm bekleckert. Nach einer Phase der Stagnation sorgte ab Mitte der 90er Jahre der bis heute andauernde Hörbuch-Boom für eine Renaissance des Hörspiels. Die Öffentlich-Rechtlichen vertonten nicht sehr innovativ bewährte Buchvorlagen für die angeschlossenen Hörverlage; die Kommerziellen entdeckten die Gewalt als Verkaufsschlager - das Hörspiel koppelt sich hierbei nicht ab von der übrigen Entwicklung in den Massenmedien - und gingen ganz darin auf. Zu lachen hat man übrigens sowohl bei den einen als auch bei den anderen kaum noch etwas - Humor befindet sich auf dem absteigenden Ast, wie auch Grotesken, Satiren, Alltagsabenteuer. Seit Beginn des neuen Milleniums beherrschen Krimis, Gewalt, Trash und Übersinnliches den Hörspielmarkt.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Infantile Männer und etablierte 'Wilde'

Es ist ganz natürlich, dass auch beim Medium 'Hörspiel' alle paar Dekaden ältere Schaffende jüngeren weichen müssen (natürlich mit Ausnahme des 'Europa'-Labels um Heikedine Körting).

So hat die `Generation Golf´ inzwischen die Geschicke des kommerziellen Hörspiels in der Bundesrepublik übernommen. Die jung gebliebenen Mittdreißiger haben es sich in den Hörbuchabteilungen der Verlage gemütlich gemacht. Mitgebracht haben sie ihre Lieblingsgroschenhefte aus Jugendtagen, wegen derer sie sich in der Spaßgesellschaft nicht mehr zu genieren brauchen. Scheinbar hat die Mehrheit dieser nahezu ausschließlich männlichen neuen Hörspielmacher während ihrer Adoleszenz dem für junge Leute typischen Bedarf an schlichter Abenteuer- und Trivialliteratur nicht ausleben dürfen. Die von ihnen verantworteten Neuproduktionen sind von einem großen Nachholverlangen bezogen auf für junge Männer typische Allmachtsphantasien geprägt. Die Verbreitung bemerkenswerter Inhalte oder innovativer Darstellungsformen darf man von ihnen nicht erwarten.
Bei den kommerziellen Herren also: Infantilisierung.

Bei den Öffentlich-Rechtlichen scheinen hingegen inzwischen die Frauen mittleren Alters das Sagen zu haben. Die Hörspiellinie, die sie vertreten, ist seriös, staatstragend, sehr berechenbar und schrecklich langweilig: ebenfalls Krimis bis zum Abwinken - Gewalt ist gesellschaftlich voll akzeptiert - und ansonsten fast ausschließlich Problemstücke, bei denen das Selbstverwirklichungsmilieu sich wohl fühlt; viele Wiederholungen einstmals brisanter historischer Produktionen, die heute niemandem mehr wehtun; und alle paar Jahre dürfen etablierte 'Wilde' wie Buttgereit oder Pastewka mal ein bisschen durch die Studios wirbeln ... Aber hinterher wieder die Tür fest schließen !
Bei den öffentlich-rechtlichen Damen daher: Stagnation und Ermattung.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Schweigespirale bezüglich heikler Themen

Als positive technische Neuerung sorgt seit ungefähr 8 Jahren wenigstens das Internet dafür, dass sich Hörspielfreunde hervorragend informieren, untereinander leichter austauschen und gegenseitig wegen ausbleibender ungewöhnlicher Stücke trösten können.

Dass gemeinsame Trauerarbeit Not tut, verdeutlicht ein Beispiel vor Ort: Der RBB produziert in seinen Studios jährlich ungefähr 20 eigene Hörspiele. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: eine Stadt wie Berlin mit einer Sendeanstalt von großzügigen Ausmaßen und ZWANZIG Hörspiele ! Dies erinnert an das Bild der fehlgeplanten und hochsubventionierten Straßen und Brücken, die in Ostdeutschland ins Nichts führen. Um das öffentlich-rechtliche vom kommerziellen Hörspielwesen abzugrenzen, wurde im HÖRSPIELer jüngst überspitzt, das eine sei eher männlich dominiert und die Öffentlich-Rechtlichen eher weiblich, was gerade im Raum Berlin-Brandenburg zuzutreffen und eine alte Lebensweisheit zu bestätigen scheint, nach der Frauen das Elend immer schon besser auszuhalten und zu verwalten imstande waren als Männer. Die sich einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert habende ehemalige Kanzlerin Merkel kann hier ebenfalls als fleischgewordener Beleg herangezogen werden.

Frank Schirrmacher beschrieb in seinem Buch `Minimum´ die Massenmedien der kinderarmen Gesellschaft so, dass in ihren fiktiven Inhalten der spärlich gesäte Nachwuchs immer seltener vorkommt. Dies laufe auf eine Art sich selbst verstärkende Schweigespirale hinaus. Was bei Schirrmacher aufs Fernsehen gemünzt war, gilt auch für das Radio: Bei den kommerziellen Hörspielen haben wir bereits seit einem Jahrzehnt das Phänomen, dass Produktionen für die jugendliche Zielgruppe mehrheitlich von erwachsenen Männern konsumiert werden und bei öffentlich-rechtlichen Hörspielen fällt auf, dass Frauen in den Entscheidungspositionen - vorsichtig ausgedrückt - familienrelevante Themen oder auch Probleme des Kindermangels nicht gerade zu fördern scheinen.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Konformistische Themenwahl

Hinter dem Mangel an familienrelevanten Themen in den Medien steckt vermutlich keine bewusste Absicht sondern oftmals ein mit Verdrängung einhergehendes biographisch bedingtes Gatekeeping: eine Abwehrhaltung gegenüber bestimmten Themen, die sie nicht kommuniziert hören wollen.

Es ist nur natürlich, wenn Redakteurinnen und Redakteure persönliche Vorlieben und Abneigungen, Interessen und Einstellungen haben - die Mitarbeiter der Hörfunksender agieren schließlich nicht im luftleeren Raum. Es ist jedoch sehr kritisch, wenn hieraus ein Klima entsteht, das dazu beiträgt, die Chancen für konstruktive Gesellschaftskritik im Hörspiel deutlich zu verschlechtern, wie es seit ungefähr 20 Jahren der Fall ist. Die Nähe zur Politik ist nur schwer zu überhören. So kommt es, dass viele Hörspielautoren schon lange wissen, in welche `Richtung´ sie schreiben müssen, um Aufträge vom öffentlich-rechtlichen Hörfunk zu bekommen: Als sichere Nummern gelten Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, der kulturellen Vielfalt und des dritten Reichs. Das sind sehr wichtige Themen mit deren einzig möglicher Bearbeitungsweise pro Gerechtigkeit, pro Vielfalt, contra drittes Reich man aber nichts riskieren kann und nichts riskieren sollte. Die mannigfaltigen Folgeprobleme des `demographischen Wandels´ erscheinen hingegen nahezu tabuisiert. Es existiert also de facto eine informelle Vorzensur.

Wenn man heute gegenüber öffentlich-rechtlichen Verantwortlichen das nahezu vollständige Fehlen von Hörspielberichten in den Feuilletons der Zeitungen, die über bloße Rezensionen hinausgehen, ein wenig bedauert und sich Sorgen um den Fortbestand dieser Kunstform macht, bekommt man in der Regel reflexartig erwidert, dass die Rundfunkhäuser nun einmal nicht gegen die neuen Realitäten von `Multimedia´ und `Internet´ angehen könnten. Die Konkurrenz anderer Anbieter sei heute im Gegensatz zu früheren Zeiten einfach übermächtig. Eine schwache Entschuldigung für eigene Unzulänglichkeiten.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Keine Impulse von den Öffentlich-Rechtlichen

Muss das Hörspiel heute wirklich so defensiv sein ? Könnte es in Zeiten akustischer Reizüberflutung nicht gerade eine Chance als echte Alternative zum allgegenwärtigen Geballere und Geschreie anbieten ? Sind die amerikanischen Blockbuster im Kino, die Ego-Shooter am PC und die Seifenopern im Fernsehen tatsächlich so viel überzeugender als ein gutes Hörspiel im Radio ? Fragen wie diese werden von den Vertretern der Öffentlich-Rechtlichen meiner Erfahrung nach regelmäßig gebetsmühlenartig in den Bereich der Träumerei und der Nostalgie verwiesen.

Die Motive dieser Anmerkungen zum Zustand des Hörspielwesens sind eigentlich ein Selbstverstand: die Kritik an der Arbeit der öffentlich-rechtlichen Verantwortlichen, die aber innerhalb der Massenmedien - ungeachtet der Krise des Hörspiels - de facto keine Selbstverständlichkeit ist. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus und so werden bei fast allen raren Veröffentlichungen zum Thema die Hörspielredaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die sich als Garanten des Fortbestandes des Wortspiels gerieren, über den grünen Klee gelobt. Man zollt sich aus Furcht vor unangenehmen Fragen gegenseitig lieber einmal zu viel Beifall. Womöglich beginnen sich sonst noch Hörerinnen oder Hörer dafür zu interessieren, was einen außer einer Karriere in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt eigentlich dazu legitimiert, auf dem Hörspielchef-Sessel zu sitzen.
Mit dieser Tradition sollte nun endlich gebrochen werden: Die Angestellten der Hörfunkabteilungen werden in der Regel gut bezahlt und haben einen relativ sicheren Job. Es ist menschlich verständlich, dass manch eine oder einer lieber nichts mit gewagten und mutigen Produktionen riskieren möchte, aber das hat dann eben nicht mehr viel mit Kunst zu tun. Sie sollten daher ein wenig innovative Kritik aushalten können, mit der man sie ja letztlich bei ihrer Arbeit unterstützen will.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Orson Welles hätte heute beim RBB keine Chance

Es folgt eine Vision, die von den Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Hörfunks aller Erfahrung nach mit einem Verweis auf die `übermächtigen Konkurrenzmedien´ umgehend in den Bereich der Phantasie verwiesen würde. Sie ist recht simpel ...

Ein Schulhof in Berlin-Schöneberg, in Hamburg-Altona oder anderswo: Ben aus der neunten Klasse fragt in der Pause Sarah aus seiner Parallelklasse `Hast Du gestern um sieben das Hörspiel über diese endgeilen jungen Typen gehört ?´ oder so ähnlich. Sarah antwortet `Ja, aber nur die ersten 10 Minuten, danach wurde es mir zu krass. Mir gefiel das neulich mit dieser lässigen Frau besser.´ ...
So, genug gesponnen. Das genügt bereits. Selbstverständlich ist diese Szene ausgesprochen unrealistisch, nahezu 'Science Fiction'. Aber liegt das wirklich an Sarah und Ben ? Oder hat es nicht viel eher damit zu tun, dass sich den beiden trotz der GEZ-Gebühren ('Demokratie-Abgabe'), die ihre Eltern jeden Monat für sie mitzahlen, gar keine Grundlage zu solch einem kurzen Gespräch bietet ? Weil die Lebenswelten der Hörfunkredakteure nur noch rudimentär Schnittmengen mit denen junger Leute aufweisen und für diese interessante Sendungen daher kaum angeboten werden ? Ähnliches gilt aus vergleichbaren Gründen für das Verhältnis zwischen Redakteuren und Autoren.

Würde jemand wie der junge Orson Welles heutzutage beispielsweise beim RBB eine Chance bekommen ? Sollte es die Hörspielabteilung in der Masurenallee tatsächlich riskieren, einen fiktiven Stoff über den Äther zu schicken, der wie der legendäre `Krieg der Welten´, der 1938 scheindokumentarisch die Invasion von Marsmenschen suggerierte, die Zuhörenden irritieren könnte ? Zugegeben: Die Rundfunkgesetze der Vereinigten Staaten in den 30ern waren andere als unsere - aber warum riskiert es nicht doch mal eine Hörspielchefin ? Mit ein bisschen guten Willen wäre dies kein Ding der Unmöglichkeit.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Ein kleines Gedanken(Hör)spiel

Warum verabreden sich nicht einmal drei, vier mutige Abteilungsleiterinnen, parallel auf verschiedenen Sendern ein Hörszenario zu arrangieren, in dem suggeriert wird, dass sich in Bremerhaven hunderttausende junger Leute zusammen auf den Weg machen, die vergreiste und in verbitterten Verteilungskämpfen erstarrte Republik zu verlassen und von einem letzten Militäraufgebot unter großen Opfern davon abgehalten werden ? Ein gänzlich unrealistischer Ausblick ?

Wir können uns heute solche Radio-Ereignisse, die übrigens ganz im Sinne Bertolt Brechts gewesen wären, kaum noch vorstellen, da wir schon lange keinen aktivistischen Hörfunk mehr kennen.
Die HörspielchefInnen würden wegen einer solchen Aktion einen Karriereknick riskieren - aber welch ein Schub für ihr Medium, das sie doch fördern zu wollen vorgeben ! Da würde dem Hörspiel und sogar der Gesellschaft - denn hier kann es Berührungspunkte geben - tatsächlich ein wirklicher Dienst erwiesen. Auch wenn nach darauf folgenden (Zwangs-)Versetzungen die Pensionsansprüche gemindert würden. Es ist nicht davon auszugehen, dass Orson seinerzeit während seines mutigen Tuns einen Gedanken an seine Altersversorgung verschwendet hat.

Wo bleiben die flotte Komödie oder der spannende Wirtschaftskrimi über den Berliner Flughafenskandal ('BER'), dessen Folgen das Schicksal der Hauptstadt noch über Jahrzehnte auf das Schärfste prägen werden ? Wenn aus Rücksicht auf die an dem Desaster Beteiligten - überwiegend nach wie vor in Ämtern und Würde - schon nicht im Fernsehen, dann wenigstens im ehemaligen Avantgarde-Medium `Hörspiel´. Kein Ding der Unmöglichkeit. Dabei könnte beiläufig auch die vom Rundfunkgesetz aufgebürdete Staatsferne wieder einmal unter Beweis gestellt werden und das könnte - die Anmerkung muss erlaubt sein - nicht schaden.

Hörspiel, Politik und Gesellschaft


Appell an die Hörspielabteilungen

Seien Sie mutiger und verhalten Sie sich weniger devot gegenüber den Alphatieren im Mediendschungel ! Sie können mit Ihrer Arbeit dazu beitragen, die Aufklärung in diesem Land zu verteidigen. Das mag pathetisch klingen, aber im Kampf um den Erhalt der Errungenschaften der Moderne sollten schließlich alle legitimen und friedlichen Mittel erlaubt sein.

Kämpfen Sie gegen die am Horizont bereits aufziehenden Forderungen nach religiös-erbaulichen Medieninhalten an, solange dies noch möglich ist ! Wenn die Moderne hierzulande scheitert, dann sieht es für ein reflexives Medium wie das Hörspiel arg düster aus und die nächsten Generationen werden hörspiellose Generationen sein. Das wollen doch auch Sie nicht.

Überwinden Sie Ihre Scham, von zwangseingetriebenen Rundfunkgebühren (Neusprech: 'Beitragsservice') alimentiert zu werden - sie ist ein mächtiges und häufig ebenso wahrhaftiges Gefühl, das Ihrer Umkehr vom Staat, der Sie schützt, zu den Menschen, die auf Ihre Courage angewiesen sind, im Wege steht. Sie können sich an anderer Stelle für eine gerechte Rundfunk-Gebührenreform einsetzen und Ihr Gewissen erleichtern. Lassen Sie diesen Aspekt erst einmal außen vor, es gibt in diesen Zeiten inhaltlich höchst innovationsarmer Massenmedien wichtigere Dinge anzugehen.

Geben Sie dem unterhaltsam-kritischen Hörspiel, das die Konfrontation mit den Mächtigen und deren `Nach uns die Sintflut´-Haltung nicht scheut, wieder eine Chance. Das Hörspiel ist Ihnen nur anvertraut, gehen Sie wieder sorgsamer damit um !
Vielleicht werden sich bei entsprechendem Angebot auch wieder mehr jugendliche Hörer den auditiven Inhalten zuwenden. Die heute jungen Leute werden unweigerlich irgendwann darüber entscheiden, ob das Hörspiel neben dem bunten und lauten Getöse der Konkurrenzmedien überhaupt eine Zukunft haben kann.



Sound Sculpture // Oblique by Cem Cakmak, TR @ frei-raum.berlin 2022


AUCH HÖRSPIELE BETROFFEN ?

Mediengewalt

Wie wirken massenmediale Gewaltdarstellungen auf das soziale Handeln Jugendlicher ? Diese Frage beschäftigte bereits Generationen von Wissenschaftlern. Zum Thema `Wirkungen von Mediengewalt´ existieren weltweit schätzungsweise über 5000 Studien, deren Befunde einander z.T. völlig widersprechen. Auch ist die Prognosefähigkeit von Medienwirkungen immer noch erstaunlich gering.

Die Unterstellung, die von Öffentlichkeit und Teilen der Politik gegen die elektronischen Massenmedien erhoben wird, ist die, dass ein Zusammenhang existiert zwischen dargestellter Mediengewalt auf der einen und dem Auftreten tatsächlicher Gewalt auf der anderen Seite. Die Relevanz der Fragestellung `Einfluss medialer Gewaltdarstellungen auf Jugendliche´ erweist sich unter anderem in dem Umstand, dass sich in den letzten Jahren kriminelle Jugendliche immer häufiger auf die Massenmedien als Motivliefernaten für ihre Gewalttaten berufen.
Gewalt ist ein schon lange nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Unterhaltungsprogramms in den Massenmedien. Mit dem Einsatz von Gewalt kann schnell Spannung aufgebaut werden (sowohl mit Nachrichten- als auch mit erfundener Gewalt).

Der HÖRSPIELer hält es für zulässig, Ergebnisse der Medienwirkungsforschung, die haupsächlich audiovisuelle Medien wie TV, Videos, Filme usw. untersucht haben, auf das Medium Hörspiel zu übertragen: Je nachdem, in welchem Lebenszusammenhang Hörspiele konsumiert werden und welches Maß an Aufmerksamkeit ihnen gewidmet wird, können diese gerade auch von jugendlichen Rezipienten (Zuhörern) äußerst intensiv wahrgenommen werden.

fiktiver Krimineller im gewaltaffinen HörspielGerade im kommerziellen Hörspielbereich existieren sehr viele Titel, die violente Inhalte an den jugendlichen Konsumenten bringen wollen (z.B. John Sinclair- oder Dan Shocker-Gruselhörspiele, neuer Trend sog. `Splatter-Hörspiele´; selbst Sailor Moon-Hörspiele, die mehrheitlich von Mädchen gehört werden). Wie schon bei den elektronisch-visuellen, so erweisen sich ebenso bei den auditiven Massenmedien die privaten Anbieter bedauerlicherweise als Pioniere bzgl. des Auslotens der Frage, wieviel Gewaltdarstellung Kindern und Jugendlichen zugemutet werden kann. Und die öffentlich-rechtlichen Anbieter sehen sich daher mit zeitlicher Verzögerung immer wieder ebenso veranlasst, bisher gültige Hemmschwellen in Frage zu stellen.

Die Öffentlichkeit hat nach wie vor eine gänzlich andere Meinung zu den Wirkungen von Mediengewalt als die Wissenschaft. Auch die Politik macht die Medien immer wieder gerne zum Sündenbock für eine verfehlte Familien- und Jugendpolitik.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Wirkungspotential von Mediengewalt in den letzten Jahren von der Medienwirkungsforschung mehr und mehr relativiert wurde, wenngleich es andererseits allerdings auch kaum noch seriöse Wissenschaftler gibt, die Mediengewalt als für Jugendliche völlig unbedenklich einstufen.


MEDIENPOLITIK

Mahner in der Mediengesellschaft

Wie ergeht es in der Mediengesellschaft den Mahnern, die sich besorgt über den Einfluss der Massenmediender Massenmedien auf die Entwicklung Heranwachsender zeigen und dies öffentlich äußern ?

Er erntet erfahrungsgemäß einige besorgte Blicke, die Unterstützung symbolisieren sollen und eventuell Floskeln à la ‘Ja‚ es wird wirklich immer schlimmer mit der Gewalt im Fernsehen´, womit die Bereitschaft, sich mit den Schattenseiten des Medienalltags auseinanderzusetzen sich meistens schon erschöpft. Die elektronischen Pharmaka gegen Langeweile und Einsamkeit sind längst viel zu unersetzlich geworden als dass man ihren Zom auf sich ziehen möchte, indem man ihre Freiheiten beschneidet.
Wer möchte unter solchen Umständen Mahner sein ?

Da dem lmpetus, Kinder und Heranwachsende vor schädlichen Medienwirkungen zu schützen, in diesem Land mittlerweile kaum mehr Wert beigemessen wird als den Lippenbekenntnissen politischer Sonntagsreden, wieder mehr Mitmenschlichkeit generieren zu wollen, ergibt sich die Erkenntnis, dass sich die Bundesrepublik ökonomisch und sozial die aktuelle Medienpolitik auf mittlere Sicht nicht mehr leisten kann - Das gegenwärtige System der Massenmedien fügt diesem Land und seinen mentalen Ressourcen schwere Schäden zu:

- Die Entwicklung von Ehrgeiz wird bei Jugendlichen Mediennutzern erschwert.
- Das Aneignen für die Lebenswelt Jugendlicher dysfunktionaler Verhaltensweisen wird gefördert.
- Gesellschaftliche Grundwerte werden konterkariert.

Die folgenden Fallbeispiele verdeutlichen diese problematischen Entwicklungen:

Alexander, 12 Jahre, erntet bei der Antwort auf die Frage seiner Lehrerin, was er denn mit seinen schlechten Noten später emmal werden wolle, von seiner Klasse Gelächter als er als Berufswunsch ‘Gangster’ oder wenigstens ‘Zuhälter’ angibt. Trotzig meint er, die Rapper im Musikfernsehen würden für diese Art zu Leben doch ständig Werbung machen und alle fänden das ‘voll cool’, auch Erwachsene.

Melanie, 15 Jahre, irritiert ihre Mutter mit dem Geburtstagswunsch, sich ihre Nasenflügel operativ verkleinern lassen zu dürfen. Das Mädchen, das von Bekannten und Nachbarn übereinstimmend immer schon als recht hübsch bezeichnet wurde, bedürfte nach Ansicht der allein erziehenden Mutter wegen des drohenden Verfehlens der mittleren Reife viel eher der Kunst einer guten Nachhilfelehrerin als der eines Schönheitschirurgen.


Die medienpolitische Diskussion in Deutschland befindet sich auf einem historischen Tiefstand - wegen ihrer Inhalte aber noch mehr wegen der völlig diffusen Kommunikation über diese Themen.


MEDIEN UND INKLUSION

Hörspiele für 'alte weiße Männer'
haben ihre Daseinsberechtigung

Viele Hörer entziehen sich der seit rund zwanzig Jahren andauernden künstlerischen und politischen Erneuerung des deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Hörspielwesens. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um mittelalte bis alte weiße Männer und wenige offenbar nicht sehr emanzipierte Frauen, die weiterhin an konventionellen Medieninhalten und -formen Gefallen finden. Die Internetpräsenz `HÖRSPIELer' sieht sich neuerdings mit Kritik konfrontiert, der beschriebenen Klientel eine virtuelle Heimat zu bieten. Die Verantwortlichen für die Seite erkennen das Problem ausdrücklich an, aber dennoch ist in nächster Zeit keine Neuausrichtung hin zu einer unproblematischeren Zielgruppe geplant.

Eines vorweg: Die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Hörspiels in der Bundesrepublik ist eine Positive. Wo bis in die Neunziger Jahre hinein fast durch die Bank Männer im mittleren und höheren Alter in den Redaktionen, im Studio und an der Schreibmaschine dieses Medium prägten, wurden im neuen Jahrtausend politisch unterstützt mehr und mehr freiwerdende Stellen von Frauen besetzt oder zumindest von nicht heteronormativ geprägten Männern. Durch diesen Prozess wurde das Hörspiel geschlechtergerechter und konnte deutlich mehr Teilhabe für benachteiligte Minoritäten bieten.

Wer, außer Ewiggestrigen, könnte hiergegen ernsthaft etwas einzuwenden haben ?

Hörspiel-InklusionHauptprotagonisten des modernen Hörspiels der öffentlich-rechtlichen Anstalten sind Frauen, die sich gegen patriarchale Strukturen engagieren, Migranten, die unter Vorbehalten gegenüber ihrer Kultur leiden, oder Angehörige sexueller Minderheiten, die gegen Diskriminierung kämpfen. Frühere Hörspielautoren, wie Alfred Andersch oder Friedrich Dürrenmatt, behandelten in ihren Stücken existentielle Themen wie Liebe, Tod und Verbrechen. Heutige Autorinnen, wie Sibylle Berg oder Elfriede Jelinek, bevorzugen aktuellere Themen, wie Gleichstellung, Migration und Diversität. Das ist dem gegenwärtigen Zeitgeist geschuldet und befürwortenswert, weshalb es auch nachrangig scheint, dass die modernen Hörspiele kaum noch provoka- oder gar innovativ sind. Mit ihnen wird Haltung gezeigt.

Dennoch werden Besucher der `HÖRSPIELer' nicht ausgegrenzt, die an althergebrachten und ihrer Meinung nach bewährten Hörspielformen und -inhalten festhalten möchten und für die das moderne Hörspiel der öffentlich-rechtlichen Sender zu systemkonform und damit schlicht uninteressant geworden ist. Nochmals: DIE 'HÖRSPIELer' TEILEN SOLCHE ANSICHTEN NICHT, ihnen liegt jedoch an der Inklusion dieser von der Medienpolitik zurückgelassenen Hörerschaft - und sei es nur, damit sie sich wegen des Gefühls des Unverstandenseins in ihrem privaten, beruflichen oder politischen Leben nicht radikalisiert.


KÖNIGSMEDIUM

Kurze Hörspiel-Einführung

Das Hörspiel (im Englischen auch Radio Drama genannt) ist eine Kategorie von Radio-Inhalten mit theatralischem oder phantasievollem Inhalt. Da visuelle Komponenten fehlen, ist die dramatisierte, rein akustische Aufführung auf Dialoge, Musik und Soundeffekte angewiesen, um dem Hörer zu helfen, sich die Figuren und die Geschichte in dessen rein auditiver Dimension vorzustellen.

Zum Hörspiel gehören speziell für das Radio geschriebene Stücke, Dokudramen, dramatisierte belletristische Werke sowie Stücke, die ursprünglich für das Theater geschrieben wurden. Hörspiele müssen nicht unbedingt speziell für die Ausstrahlung im Radio bestimmt sein. Es gibt sie auch auf CDs, Kassetten, Podcasts, Webcasts oder anderen digitalen Downloads. Speziell im deutschsprachigen Raum ist seit Jahrzehnten die Verbreitung von Kinder- und Jugendhörspielen (meist auf Kassetten, später auch auf 'moderneren' Medien) sehr populär und bot seit jeher eine gute Ausgangslage bzw. Vorbereitung junger Hörer für einen späteren Umstieg auf 'ernsthaftere' Radiohörspiele. Dank der Fortschritte bei der digitalen Aufzeichnung und der Verbreitung über das Internet erfuhr das Hörspiel ab der Jahrtausendwende einen Aufschwung. Podcasting bot seither die Möglichkeit, kostengünstig neue Hörspiele zu erstellen und alte Sendungen zu verbreiten. Zudem bieten Hörspiele auch dort Unterhaltung, wo Fernsehen entweder nicht erwünscht ist oder ablenken würde (z. B. beim Autofahren, während des Verrichtens verantwortungsvoller Arbeit oder beim Bedienen von Maschinen). Die Musik spielt eine umstrittene Rolle im Hörspiel: In oberflächlichen Vertonungen für den Mainstream (z.B. Die drei Fragezeichen) ist eine umfangreiche Musikuntermalung des Stückes sehr stilprägend und selbst in anspruchsvollen Stücken (wie z.B. in 'Apocalypso oder Äußerst besorgt, zutiefst befriedigt' von Michael Gaida) kann ihnen eine gewisse unterstützende Wirkung nicht gänzlich abgesprochen werden; Hörspiel-Puristen sowie Aktivisten gegen die ausufernde Musikberieselung im öffentlichen Raum sowie in den Medien lehnen ausgedehnten Musikeinsatz in Hörstücken hingegen ab.
Da es in Hörspielen keine visuellen Elemente gibt, können in der Handlung auch sehr einfach phantastische Kulissen und Effekte verwendet werden, deren Kosten in Film oder Fernsehen schnell den Budgetrahmen sprengen würden. Der äußerst populäre britische Science-Fiction-Stoff von Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis wurde zunächst als Hörspiel produziert und erst viel später in einer ebenfalls recht netten Umsetzung (teilweise mit Originalsprechern aus der Radio-Vertonung) für das Fernsehen adaptiert, als seine Popularität einen angemessenen Gegenwert für die hohen Kosten des aufwändigen Umsetzung sicherstellen konnte.

Hörspiele sind in weiten Teilen der Welt nach wie vor sehr beliebt, auch wenn das meiste Material inzwischen über das Internet heruntergeladen und nicht mehr über das UKW- bzw. Kurzwellenradio gehört wird. Sender, die Hörspiele produzieren, geben oft eine große Zahl von Drehbüchern in Auftrag. Die relativ geringen Kosten für die Produktion eines Hörspiels ermöglichen es ihnen, auch Werke unbekannterer Autoren in Angriff zu nehmen. Zusätzlich besteht der Vorteil, dass schlechte Texte nicht durch Bühnenkunst kaschiert werden können.
Wegen der edlen Beschränkung auf das Wesentliche, wird das Hörspiel auf diesen Seiten auch gerne 'Königsmedium' genannt ...

Viele Hörspieler in Deutschland sind zudem bekennende Fans der ARD-Audiothek, OBWOHL sie (das muss man in diesen Zeiten betonen) in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit sicher KEINE Antisemiten oder totalitäre Hetzer gegen politisch Andersdenkende sind.