Impressum, Datenschutz

 
INTERVIEW MIT ALFRED KRINK

Alfred Krink, 2007

Die Schallplatten und Kassetten seiner Science-Fiction-Serie Die große Reise von 1981 erzielen bei Internet-Auktionen Höchstpreise und mit seiner Kerlchen-Reihe setzte er vor 30 Jahren medienpädagogische Akzente: Alfred Krink, Jahrgang 1933, lebt heute mit seiner Frau bei Hamburg und ist seit über zehn Jahren als Autor und Regisseur für pädagogische Multimedia-Programme tätig. Der Schauspiel-, Schul- und Fortbildungslehrer ist zwar schon länger nicht mehr in der Hörspielbranche aktiv, er stand im Februar 2007 aber dennoch für ein Interview zur Verfügung.
Insbesondere bezüglich Krinks vierteiliger generationsübergreifenden Serie Die große Reise erhält der HÖRSPIELer nach wie vor regelmäßig Anfragen. Dies verwundert kaum, wirkt die Serie um die Astronautenfamilie Hermes doch auch heute noch erstaunlich aktuell und modern. Krink sah bereits frühzeitig technische Entwicklungen in der Weltraumfahrt voraus und stellte schon damals berechtigte und oft auch amüsante Fragen über deren Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen.

Cover `Die große Reise 1 - Ein UFO macht Ärger´ - mit freundlicher Genehmigung von Alfred Krink (der HÖRSPIELer:) Die große Reise sowie Ihre Kerlchen -Serie bestechen durch ihre Machart, die auf unaufgeregte Dialoge setzt und auf überflüssige Action verzichtet. Gab es wegen Ihres persönlichen Hörspielstils Schwierigkeiten mit Ihren Auftraggebern, den Verlagen ?

(Alfred Krink:) Ja, man sagte mir, so wie ich es machen wollte, würde es nicht gehen. In meinen Stücken müsse mehr passieren, wenn sie sich gut verkaufen sollten. Ich erwiderte "Gut, einverstanden. Das kann man natürlich ändern. Aber dann muss jemand anderes diese Serie machen." Also habe ich mich durchgesetzt und die Stücke verkauften sich ausgezeichnet.

Jedoch leider nur in wenigen Auflagen, die schnell vergriffen waren.

Der Vertrieb des Jahreszeiten-Verlags verhielt sich im damals bereits hart umkämpften Markt der Kinder-  und Jugendkassetten möglicherweise im positiven Sinne etwas naiv, was die Geschäftspraktiken anbelangte. Es ist in der Branche wohl nicht ganz unüblich, dass die Verlage die Einkäufer der Handelsketten mit kleinen und größeren "Aufmerksamkeiten" bedenken, damit ihre Produkte gut plaziert werden. Nicht zuletzt deshalb, weil dies einfach nicht der Stil des Jahreszeiten-Verlags war, verschwand die große Reise relativ schnell wieder aus den Regalen der Kaufhäuser und wurde nicht wieder nachgefüllt. Die Rechte liegen meines Wissens inzwischen bei Gruner & Jahr. Dort scheint man sich leider etwas unschlüssig über die weitere Verwertung zu sein.

Cover `Die große Reise 2 - Wirbel im Mondlift´ - mit freundlicher Genehmigung von Alfred Krink Wie waren die Produktionsbedingungen für Ihre Stücke ?

Ich hatte glücklicherweise weitgehend freie Hand, was die Umsetzung anbelangte. Anders hätte ich diese Projekte auch nicht zum Abschluss bringen können. Der Erfolg hängt allerdings selten mit nur einer Person, die die Fäden in der Hand hält, zusammen sondern resultiert aus der Chemie und dem Zusammenspiel unter den Kollegen. In dieser Beziehung hatte ich immer ziemliches Glück, daher waren die Bedingungen für die Hörspielarbeit beim Jahreszeiten-Verlag nahezu optimal.

Aber war Ihr Budget nicht knapp bemessen ? Wenn man beispielweise an die Doppelt-, bzw. Dreifachbesetzung von Manfred Steffen oder Rolf Jahnke als Urväterchen, Professor Nö und Geo Hermes bzw. Vasco und Glashelm in der großen Reise denkt, drängt sich einem dieser Gedanke auf.

Nein, das Budget war nicht zu knapp. Ich hatte bereits vor der Besetzung diese Rollenverteilungen festgelegt. Gespart werden musste nicht - Steffen und Jahnke sind einfach hervorragende Schauspieler, die durch ihre Mehrfachpräsenz die Serie sehr bereichert haben.

Cover `Die große Reise 3 - Rote Elefanten auf dem Jupiter´ - mit freundlicher Genehmigung von Alfred Krink Bei der großen Reise wirkten unter anderem bekannte Hörspiel-Profis wie Konrad Halver, Renate Pichler, Stephan Chrzescinski und Katharina Matz mit. Und neben Ihnen selbst auch ihr Sohn Thiemo, der wie die anderen Kinderdarsteller `entwaffnend natürlich und unaffektiert´ (Die Zeit) agierte, obwohl oder gerade weil sie alle keine Jungschauspieler waren.

Es war ein produktiver Mix aus Profis und Laien. Natürlich war am Anfang bei einer Schauspielergröße wie Manfred Steffen eine gewisse Skepsis vorhanden, mit sehr unerfahrenen und sehr jungen Sprechern zusammenzuarbeiten. Die verschwand aber spätestens ab dem Zeitpunkt, wo klar wurde, wie ich vorging, um mit den Kindern für die Zuhörer gute Resultate zu erzielen. Vor allem hatte ich eine besondere Schnittechnik entwickelt, die durch die vielen notwendigen Wiederholungen der Sprechereinsätze der Kinder zwar manchmal den Fluss aus dem Gruppenprozess der Aufnahme nahmen, aber auf der anderen Seite eben mit einem guten Ergebnis für die Hörer aufwarten konnte. Die erwachsenen Beteiligten merkten bald, dass man bei einem Kinder- und Jugendhörspiel nicht so professionell "durchrasen" konnte, wie beispielsweise bei einem Krimi für ein älteres Publikum. Als das klar war, haben sich alle auch gerne auf die etwas längere Produktionsdauer eingelassen.
Renate Pichler lernte übrigens zur selben Zeit an der Hamburgischen Schauspielschule zu der ich dort als Lehrer tätig war.

Cover `Kerlchen´ (Thiemo Krink) - mit freundlicher Genehmigung von Alfred Krink Wenn man sich vor Augen hält, was von der Biografie Ihres Sohnes Thiemo, der in beiden Serien die Hauptrolle sprach, bekannt ist, scheint die Teilnahme eines Kindes an großen Hörspielproduktionen ja alles andere als dem Geiste oder der späteren beruflichen Karriere abträglich zu sein. Zumindest dann, wenn diese Produktionen unter der Federführung des Vaters realisiert werden.

Ja, für den Zusammenhalt einer Familie ist es natürlich schön, wenn Vater und Sohn sehr eng an ehrgeizigen Projekten zusammenwirken. Thiemo wurde schnell ein kleiner Medienstar und konnte sich über ein üppiges Zusatztaschengeld aus den Sprecherhonoraren freuen. Folgeangebote schlugen wir für ihn allerdings aus, da er dann auch getrennt von seiner Familie hätte arbeiten müssen und das wollten weder er noch meine Frau und ich als seine Eltern. Er ist in den folgenden Jahren seinen eigenen Weg gegangen, der ihn nach den Arbeiten für den Jahreszeiten-Verlag übrigens nicht mehr mit dem Medium Hörspiel in Verbindung brachte. Auf seiner Schule hatte er schnell einen kleinen Expertenstatus inne, wenn es um Wortdarbietungen unterschiedlichster Art ging, wozu er naturgemäß ein sehr entspanntes Verhältnis hatte.
Mit 29 Jahren wurde Thiemo an der Universität von Aarhus zum Professor für Informatik berufen. In Dänemark entwickelte er computergestützte Simulationsmodelle von Tierverhalten (`animal behaviour´). Besonders mit seinen virtuellen Modellen zum Verhalten von Spinnen erregte er Aufmerksamkeit in Fachkreisen.

Cover `Die große Reise 4 - Begegnung im All´ - mit freundlicher Genehmigung von Alfred Krink Sie selbst sind nach wie vor als vielbeschäftigter Autor tätig.

Ich kann mir ein Leben ohne Schreiben nicht vorstellen. Zuletzt habe ich Multimediaprogramme zur weiblichen Emanzipation, zum Vorbeugen von Kindesmissbrauch sowie zur Prävention von Rechtsextremismus im Auftrag verschiedener Bundeministerien realisiert. Vielleicht mache ich irgendwann ja auch wieder einmal ein Hörspiel, wenn es sich ergibt. Ideen hätte ich genug.

Daran existiert mit Sicherheit kein Zweifel. Vielen Dank für das Interview.



Fotos und Illustrationen mit freundlicher Genehmigung durch Alfred Krink.
Bezug genommen wird ausschließlich auf die Hörspielerstveröffentlichungen aus den 1970er und 1980er Jahren.

Vielen Dank auch an Joachim Schrader ohne dessen persönlichen Einsatz
das Interview nicht hätte stattfinden können.



zum HÖRSPIELer