HÖRSPIELer:
Wie kam Ihnen die Idee für eine Hörspieldatenbank ?
Herbert Piechot:
Ausgangspunkt war die eigene Sammlung ab 1982 von Hörspielen auf
Cassetten und der dazugehörige Karteikasten, also die Lust zu sammeln,
zu archivieren und Dokumentation zu betreiben (Von Dokumentation wußte
ich damals allerdings noch nichts).
Die Sammlung wurde später deurch eine Sammlung der Hörspielbroschüren
aller Öffentlich-rechtlichen deutschsprachigen Sender (obwohl ich
die meisten gar nicht empfangen konnte) ergänzt, die damals noch kostenlos
abonniert werden konnten.
Etwa 1989 freundete ich mit dem Computer an, da ich zwar viele Hörspiele
und auch Informationen über sie verfügbar hatte, der Zugriff
aber immer schwieriger wurde. Die Datenbanksoftware dBase III half mir
dabei, die Übersicht zu behalten. Seit dieser Zeit habe ich die Datenbank
kontinuierlich erweitert.
Während des Studiums der Dokumentation (heute Informationswissenschaft)
an der FH Potsdam lernte ich das Web und seine Möglichkeiten kennen
und erkannte, dass ich damit meine Arbeit auch anderen zugänglich
machen konnte bzw. mußte, da ich es unsozial und mit dem neuen Berufsethos
unvereinbar fand, als einziger Zugang zu einer solch großen Datensammlung
zu haben.
Eine weitere Motivation war die Unzufriedenheit mit den Webseiten der
Sender. Es gab und gibt kein "Hörspielportal", über das sich
Hörer sender- (und länder-!) übergreifend informieren können.
Zudem sind Informationen teilweise nur für kurze Zeit verfügbar
(siehe auch Kommentar von Gisselbrecht
unten) .
Seit Hördat im WWW zugänglich ist, hat sich die Datenbank
stark erweitert, da ich praktisch von Anfang an auch Informationen von anderen Hörspielfans bekommen habe.
Somit ist Hördat die einzige Hörspieldatenbank, die sich nicht
um Länder- oder Institutionsgrenzen schert, die retrospektive Recherchen
wie die nach aktuellen Informationen ermöglicht. Wobei man sagen
muss, dass ARD und ORF natürlich über bessere Möglichkeiten
verfügen, allerdings jeweils nur für ARD bzw. ORF.
Genutzt wird die Datenbank nicht nur von Hörspielhörern und
-fans, sondern auch von Experten - sie wird z.B. für die Vorbereitung
von Diplomarbeiten und in den Hörspielabteilungen zur Planung des
Programms
eingesetzt.
HÖRSPIELer:
Ihre Seite ist privat. Wie viel Freizeit investieren Sie?
Herbert Piechot:
Schwer zu sagen. Zum Halbjahresende geht sehr viel -, zum Vierteljahresende
viel -, zum Monatsende einiges an Zeit für Aktualisierungen drauf
- je nachdem, für welchen Zeitraum Programminfos veröffentlicht
werden. Dabei entstehen viele unvollständige Datensätze. Oft wird
die Sprecherbesetzung nicht veröffentlicht, die Laufzeit eines Hörspiels
ist lange vor der Sendung nicht bekannt etc.
Solche ergänzenden Infos kommen täglich in Form von "Datenspenden"
per E-Mail - z.B. von Hörern, die die Besetzungsliste aus der Abmoderation
eines Hörspiels abschreiben. Die Datenspender werden
hier
abgegeben.
genannt. Zur Zeit warten 61 Datenspenden der vergangenen drei Wochen auf ihre Bearbeitung. Die Zahl der sonstigen Mails ist geringer, die Beantwortung kostet aber
auch so viel Zeit, dass viele Antworten leider einfach unter den Tisch
fallen.
Größere technische Änderungen an HörDat.de habe ich
in den letzten Jahren eigentlich nur zu Weihnachten oder Ostern durchgeführt
- mit jeder Änderung stieg auch der Zeitaufwand, z.B. Sendetermine
seit Weihnachten 2001.
Mein Fazit: Hördat ist sehr zeitaufwendig. Ein Freund
wollte mal wissen, wie hoch ich den materiellen Wert der Datenbank einschätze:
wenn ich nicht an der Datenbank gearbeitet und statt dessen Geld verdient
hätte, würde ich wohl jetzt im eigenen Häuschen wohnen...
HÖRSPIELer:
Welche Pläne haben Sie noch? Soll die Seite weiter ausgebaut werden?
Herbert Piechot:
Am Anfang wußte ich nicht, dass über Hördat Sendetermine
abrufbar werden
würden. Auch wußte ich damals noch nichts über
Wikis
und dass ich je eins einsetzen würde.
Die Site wird sicher weiter ausgebaut werden - aber wie und wann, hängt
davon ab, wann mir die Idee zu einem neuen Feature kommt, welche Wünsche
Nutzer äußern, und welche technischen Neuerungen es in der Zukunft
gibt.
HÖRSPIELer:
Wie sind die Reaktionen auf Ihre Website? (Ich habe im Internet
z.B. den Hinweis gefunden: Wenn es bei HörDat nicht steht, steht es nirgends.)
Herbert Piechot:
Fast alle Reaktionen sind positiv, oder besser andersrum formuliert:
die negativen Reaktionen lassen sich an einer Hand abzählen. Eine
andere Kategorie sind die Du-hast-was-vergessen-Mails, die fast sicher immer
dann kommen, wenn, aus welchen Gründen auch immer, ein Sendetermin fehlt.
HÖRSPIELer:
Herr Piechot, vielen Dank für das Gespräch.
(Berlin, 2008)
KOMMENTARE ZU
HörDat:
Eine der ersten Reaktionen stammt
von Jürgen Gisselbrecht
:
"Und wieder einmal macht hier ein Enthusiast des Hoerspiels -wie ich-
die Arbeit der ARD -unentgeltlich. Schade, das die ARD-Anstalten so unglaublich
desinteressiert sind -und nicht selbst eine Datenbank ins Netz stellen.
Ich ziehe den Hut vor dem Aufwand, den Sie sich damit gemacht haben." (16.10.2000)
[...] An Informationsfülle
werden diese Seiten jedoch von einem Angebot
überboten, das selbst altgediente Experten erstaunen kann. Hinter
einer
höchst unscheinbaren Seite
www.HörDat.de
), die im Grunde nur aus einer Suchmaske besteht, hat Herbert Piechot,
langjähriger Hörspielfreund und angehender Diplomdokumentar,
seine Interessen gebündelt und im Oktober 2000 eine Hörspieldatenbank
ins Internet gestellt, die 20000 Datensätze zu deutschen und fremdsprachigen
Hörspielen beherbergt, davon 6000 mit kurzer Inhaltsangabe.
Nimmt man die Hörspieldatenbank
des österreichischen Rundfunks hinzu,
hat man zwei Werkzeuge zur Hand, die wissenschaftlichen Ansprüchen
standhalten und für Sammler eine wichtige Lücke schließen,
die bisher nur das Deutsche Rundfunkarchiv
mit seinen Buchpublikationen zu schmälern vermochte. [...] (Markus
Collalti: Das Hörspiel im Heuhaufen, FAZ 17.5.2001)
durch einen glücklichen zufall
bin ich auf ihre seite gestoßen und freue mich, meine hörspiele
einmal übersichtlich dokumentiert zu sehen. der erste titel jedoch
lässt mich einigermaßen ratlos zurück, da ich, hier als
autor genannt, das (hör-)stück, geschweige denn den inhalt, gar
nicht kenne.
(Christoph Schlingensief, 20.03.2003]
Und noch einen Wunsch habe ich:
Da wir hier häufig nach den aktuellsten
Produktionen suchen, in denen ein/e Schauspieler/In mitgewirkt hat,
wäre eine Umkehrung der Sortierung sehr hilfreich.Viel Grüße
aus Köln
(Mitarbeiter des WDR, 23.04.2004)