Radiokunst à la Leo Greller



In diesem Interview geht es um vermeintlichen Sexappeal, die erstaunlichen Vorzüge schwuler Parties
für heterosexuelle Liedermacher, lästige Reisesouvenirs sowie andere
mehr oder weniger gewichtige Dinge, die lifestylemäßig von Relevanz sein könnten.




'Bachelor'-Interview:

(MAGO:)
Eine große Hamburger Tageszeitung hat Dich dieses Frühjahr zusammen mit den Fotos von 19 weiteren Hamburgern als einen der 20 begehrtesten Junggesellen der Hansestadt vorgestellt. Bist Du über diese Art von Publicity glücklich ?

(LEO:)
Unter meinem Foto stand die Berufsbezeichnung `Popsänger´. Das hat mir sehr missfallen. Ich sehe mich selber als echten Liedermacher. Übrigens hat von dieser Zeitung niemand persönlich bei mir angefragt, ob ich wirklich gerade keine Freundin habe. Ich frag´ mich, wie die das so genau wissen wollten.

Dein Ruf wird Dir vorausgeeilt sein.

Gut möglich. Das Badezimmer hier genießt bei meinen weiblichen Fans übrigens auch ´ne gewisse Popularität.

Ich hatte mir hier eigentlich noch die Frage notiert, ob sich Leo Greller selbst für erotisch hält - Aber ich glaub´ die wurde mir spätestens gerade eben beantwortet.

Sorry, ich wollte Dich nicht aus dem Rhytmus bringen.

Fühlt man sich eigentlich als Sexsymbol, wenn die Yellow-Press das eigene Konterfei abdruckt ? Pöseldorfer People-Zeitschrift

Naja, als mein Manager Ludo Kamberlein mir die Zeitungsseite zeigte, lag ich gerade darnieder, weil ich mir aus ´nem Italien-Urlaub ´ne hartnäckige Gelbsucht mitgebracht hatte. In so´nem Zustand macht man sich weniger Gedanken darüber, ob man nun Sex-Appeal ausstrahlt oder nicht. Ich musste wegen dieses Mitbringsels die Aufnahmen zu `Nach dem Regen´ verschieben und auch die geplante Sommertournee fiel erst mal flach. Die kommt jetzt im Winter, als Wintertournee.
In Anbetracht dieses ganzen Ärgers verlor die Junggesellen-Geschichte schnell an Bedeutung für mich.

Was die Zeitungen über Dich schreiben, ist Dir also nicht so wichtig ?

Wenn, dann sollten die lieber was über meine Arbeit schreiben. Um meine privaten Bettgeschichten kümmer´ ich mich schon selber. Auch wenn da vielleicht mal was nachbleibt.

Wie in Italien.

Das kam vom Essen. Hey, was für ein Interview wird das hier eigentlich ?

Das Hängt natürlich nicht zuletzt von Dir ab.
Nächstes Thema: Claudia Dittersdorf, die Deine Freundin in dem berüchtigten Trashmovie `hanseatic necrophile´gespielt hat, ist ja seit diesem Film eine kleine Berühmtheit in der Hamburger Lesbenszene.

Ja, Claudia hat in `hanseatic necrophile´ wirklich voll aufgedreht. Sie hat die harten Actionparts übernommen, für die ja gewöhnlich der männliche Hauptdarsteller zuständig ist. Aber mir war es wichtig, meine Rolle eher musikalisch anzulegen.

Ich erinnere mich: Du hast jede Menge gesungen als Teekoster Theo.

Die Lieder `Der Jungfernstieg schwieg´ und `Lauf, wenn Du kannst´ aus dem Film sind auf meiner neuen CD `Nach dem Regen´ drauf.
Nebenbei: Ich wäre auch gerne bekannter bei den Hamburger Lesben.

Das kommt jetzt eher unvermutet.

Käme es nicht, wenn Du `Sie lieben mich nicht´ auf `Halblang, Kleines !´ gehört hättest. Darin singe ich ja z.B. `Sie lassen mich hier nicht rein / Die Damenbars sind zu für mich / Dabei würd´ ich doch so gern´ / Hier als männliche Gabi verkehren´. Und der Refrain: `Sie sagen, Sie lieben mich nicht / Sie sagen, Sie brauchen mich nicht / Dabei wär´s doch wirklich so einfach / Dabei wär´s doch einfach Pflicht´.

Pause.

Hoffentlich wird´s nochmal was mit den Lesben.

Das hoff´ ich auch. Ich arbeite da nämlich hart dran. Weisst Du: In meine Klasse auf der Realschule gingen mehrere Mädchen, die ich im Verdacht hatte, heimlich gegenseitig aufeinander zu stehen. Ich mache mir da heute ab und zu noch Vorwürfe, dass ich damals nicht stärker zwischen ihnen vermittelt habe.
Deshalb suche ich heute wohl unbewusst die Nähe zu dieser Szene, weil ich glaube, da was wieder gutmachen zu müssen.

Hört sich so gesehen plausibel an. Leo Greller als verhinderter Missionar.

Ich glaube, der Begriff `Missionar´ ist in diesem Kontext leicht vorbelastet.

Stimmt, ´ne unglückliche Metapher.

Aber um noch mal auf das Thema `sexy oder nicht sexy ?´ zurückzukommen: Bringt Ihr denn auch gute Fotos von mir zu dem Interview ?

Also, das Angebot besteht weiterhin: Wenn Dein Agent unserem Magazin noch ein paar brauchbare Bilder von Dir zur Verfügung stellt, könnte ich unseren Chefredakteur vielleicht sogar überreden, Dich auf der Titelseite zu bringen.

Die, die Ludo Euch geschickt hat, waren wirklich nicht OK ?

Nein, da hat Dein Manager leider etwas danebengegriffen.

Ach, Mensch !

Shea Nissios von der Pöseldorfer People-Zeitschrift 'MAGO' interviewte den begehrten Junggesellen Leo GrellerTut mir leid, aber die MAGO versteht sich nun mal im besten Sinne als Lifestyle-Magazin für `ne anspruchsvolle Leserschaft. Das heißt: Auch wenn ein Popsänger in unserer Redaktion als Geheimtip vielleicht total beliebt wär´, und ganz soweit würde ich in diesem Fall nicht gehen, könnten wir trotzdem ihm zuliebe keine dilettantischen Pseudo-Kunstfotos auf dem Titel bringen.

Schade !

Das ist bestenfalls Schülerzeitungsniveau: Leo Greller neben dem Hamburger Fernsehturm, doppeldeutig grinsend mit der Hand im Schritt.

Das ist als Anspielung auf überdimensionierte Phallussymbole gedacht.

Wirklich ?

Ludo meinte zu mir, wenn man die Welt aus einer bestimmten Perspektive heraus betrachtet, dann entdeckt man die Dinger wirklich überall.

Jetzt wird´s schon interessanter: Leo´s Manager reagiert also sensibilisiert auf steingewordene Männlichkeitssymbole ... - Und was ist mit Leo ?

An dem Tag, an dem wir dieses Foto geschossen haben, war ich jedenfalls total fasziniert von dieser Art der bewussten Wahrnehmung. Ich find´, das muss nicht gleich was Homoerotisches haben.

War Dir diese Feststellung jetzt wichtig ?

Ich möchte da nur vorbeugen. Nicht, dass das Interview jetzt irgendwelche Untertöne bekommt, die nicht korrekt wären. Ich fühle mich jedenfalls immer total wohl, wenn mein Agent mich auf irgendwelche schwulen Partys mitschleppt. Da kann ich mich meistens richtig gut unterhalten. Dieses Rumgebaggere von weiblichen Fans oder von Frauen, die mich halt erkennen, fällt weg.

Ach - Und von schwuler Seite ist Leo Greller keinen Annäherungsversuchen ausgesetzt ?

Das funktioniert gut: Ludo hat da so ein T-Shirt für mich, wo dick `hetero´ draufsteht.

Und wo `hetero´ draufsteht, ist auch hetero drin !

Und kommt auch nur `hetero´ dran.

Gut zu wissen.

Das würde umgekehrt nicht laufen: Auf ´ner Party mit netten Mädels und ´nem T-Shirt mit `hab ´ne Freundin und bin treu´ drauf - Das würde Frau mir ja doch nicht abkaufen !

Sollte sie denn ?

Also, echt schade, dass Ihr das Bild von mir und dem `langen Hamburger´ nicht bringen wollt !

Normalerweise haben wir ja unsere egenen Fotografen, die uns die Bilder liefern wollen, die wir haben wollen.

Ich weiss, aber da ist Ludo nun mal eigen: Er ist der einzige, der mich fotografieren darf, was mich als Sänger anbelangt. Das musste ich ihm versprechen.

Hört sich nach einer wunderbaren Männerfreundschaft an !

Du wirst mir jetzt ehrlich gesagt zu ironisch mit Deinen Kommentaren.

Wollen wir das Interview an dieser Stelle beenden ?

Is´ recht !

Provokationskunst mit Leo Greller
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Hörspiel-Interview
'Bachelor-Interview Leo G.'
In diesem Interview geht es um vermeintlichen Sexappeal, die erstaunlichen Vorzüge schwuler Parties für heterosexuelle Liedermacher, lästige Reisesouvenirs sowie andere mehr oder weniger gewichtige Dinge, die lifestylemäßig von Relevanz sein könnten.
mit Shea Nissios ('Mago'-Magazin)
7:14 Min. | 3 MB | DOWNLOAD/PLAY




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Die Greller-Homepage von 2004 bis 2009
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Leo Greller ist politisch korrekt
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Leo Grellers überhaupt nicht halbseidener Manager Ludo Kamberlein