Die Personen:
Aleyna Gökdal | Manuela Holpert-Mang | Hardy Klaschka
Albrecht Opaschowsky | Sonja Schmidt-Peters | Lars Wessel
S z e n eIV
S: Sie sind alle gut versorgt mit Getränken und Häppchen ?
K: Vielen Dank, alles bestens.
H: Die Spießchen sind köstlich.
G: Sehr leckere Häppchen.
W: Dafür muss man auch ziemlich lange in der Küche stehen ...
S: Ja, die eine Hand verschickt die Einladungen und die andere bereitet mit dem Fingerfood alles
vor, Herr Wessel.
K: Auf jeden Fall eine erfolgreiche Arbeitsteilung !
W: Leider bin ich kein sehr guter Fingerer.
S: Das kann man alles lernen.
H: Ich finde allerdings ...
S: Doch etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit, Frau Holpert-Mang ?
H: Nein, nein, gar nicht ! Im Gegenteil.
S: Wie darf ich das verstehen ?
H: Die Häppchen haben es wirklich in sich !
W: Na, klar ...
O: Beginnt jetzt also das große Einschmeicheln ?
K: Jetzt erst ?
H: Sie verstehen mich falsch.
Fängt an, heftiger zu atmen.
G: Da sind wir alle sehr gespannt.
W: Was ist denn nun ?
H: Mir ist ein wenig flau im Magen.
S:
besorgt: Im ernst, Frau Holpert-Mang ?
H: Es krampft sich ein bisschen ...
O: Oder starten wir jetzt doch erst mal die große Mitleidstour ?
G: Also wirklich, Herr Opa... !
H:
leichtes Röcheln.
W:
scheinheilig: Alles in Ordnung, Frau Holpert ?
H:
gequält: Wie ?
K: Mir krampft sich´s jetzt auch !
W: Nicht doch.
S: Wir sind untröstlich !
W: Das war absolut nicht beabsichtigt !
K:
leichtes Röcheln.
S: Herr Klaschka ?
G: Sie haben uns vergiftet !
O: Wie ? Spüren sie jetzt auch was ?
G: Nein.
W: Fenster auf ! Öffnet ein Fenster: So - frische Luft !
H, K:
atmen durch.
O: Jetzt verstehe ich, warum niemand gerne Geschäfte mit `moderne21´ macht.
S: Wie ?
W: Wer sagt so was ?
G: Ich nicht.
O: Naja ...
H: Die frische Luft ist wunderbar !
O: Tatsächlich ...
K: Ruhige, frische Luft.
W: Ruhig ?
H: Mir geht’s gleich viel besser.
K: Mir auch.
G: Ich hatte sowieso keine Probleme.
W: Bis auf die Sache mit dem Gift, wie ?
O: Allerdings.
S: Nun legen wir doch nicht alles so auf die Goldwaage, Herr Wessel, meine Herrschaften ! Im
Eifer des Gefechts rutscht einem schnell mal was heraus. Hauptsache, es geht allen wieder gut.
H: Ja, danke. Die gute Hamburger Luft ...
K: Alles wieder im Lot.
G: Na, also !
W: So ganz möchte ich das aber eigentlich nicht auf sich beruhen lassen.
O: Sie haben recht: Irgendetwas stimmt doch hier nicht ...
Dumpfer Knall. Erschrockenes Aufschreien.
G: Was war das ?
K: Ich sehe nichts mehr !
H: Eine Bombe !
S: Eine Bombe ?
G: Sie wollen uns alle umbringen !
W: Es ist doch nur dunkel.
K: Das ist eine Falle !
W: Unsinn – das war ein `Kurzer´.
H: Ein was ?
O: Er meint einen Kurzschluss.
W: Keine `Bombe´ !
S:
süffisant: Hier soll keiner umgebracht werden.
G: Hat ja auch niemand behauptet.
K: Es ist aber immer noch dunkel.
S: Aber sie sind nicht in Gefahr.
K: Wir Anti-Dudler werden ja häufig bedroht.
H: Mit manchen Politikern ist auch nicht zu spaßen. Besonders mit solchen, denen sich die
satirischen Untertöne bei `Wahlzusage´ nicht erschließen Die schicken einem gerne mal ihre
Parteijugend vorbei ...
O: Also, wenn man ihnen beiden zuhört ...
K: Ja ?
H: Bitte, was ist dann ?
O: ... dann könnte man glatt meinen, den Zuschlag für die moderne21-Gelder gibt es nicht für die
fähigsten `Macher´, sondern für die mit der größten Opfer-Obsession.
H: Ach, nee ...
G:
leise zu Opaschowsky: Sie Amateur – darum geht es doch immer !
O:
leise: Na, toll.
W: Haben sie etwas gesagt. Frau Gökdal ?
O: Äh, ja – ich sagte: Ich kann immer noch nicht viel sehen.
S: Herr Wessel, wir sollten das jetzt schleunigst abstellen.
W: Sie meinen `anschalten´. Wir reden vom Licht, oder ?
S: Vom Licht und vom Essen. Mit den Häppchen – das hätte ich gerne auch geklärt und in
Ordnung gebracht.
W: Wir können uns ja aufteilen in zwei Gruppen.
S: Zwei Gruppen ?
O: Gute Idee: Herr Wessel geht mit Herrn Klaschka und mir in den Keller wegen der Sicherungen
und sie, Frau Schmidt-Peters, gehen mit Frau Gökdal und Frau Holpert-Mang in die Küche
und überprüfen das Frische-Problem beim Essen.
H: Aber sonst geht’s ihnen gut, wie ?
O: Keine Sorge: Mir wird kein bisschen flau, wie ihnen vorhin.
G: Ich kann mich wirklich nur an den Kopf fassen !
W: Haben sie ein Problem ? Ist doch ein guter Vorschlag von Herrn Opaschowsky.
S: Jetzt reicht es aber mit ihren Späßen ! Sie glauben doch wohl nicht, meine Herren, dass sie
Frau Gökdal, Frau Holpert-Mang und mich unter solch einem fadenscheinigen Vorwand in die
Küche bugsieren können.
H: Ich lass mich in keine Küche intrigieren. So düster kann es um mich herum gar nicht werden.
G: Genau: So schlimm kann außerdem kein Hunger sein.
O:
irritiert: Ja, und ... ?
S: Die Idee mit den Gruppen, war ja soweit ganz brauchbar: Nur werden sie mit den Herren von
`Dudelstopp´ und `Gewalt-geht-immer´ in die Küche gehen und das Essen checken und ich
werde mit den Kolleginnen von `Wahlzusage´ und `Wir-sind-wichtig´ im Keller für neuen
Strom sorgen.
W: Wenn sie meinen ...
H: Allerdings.
G: Genau.
K: Von mir aus gerne.
S: Meine Herren, bis später !
O: Man sieht sich ...
G: Hoffentlich bald wieder bei Licht.
H: Wo geht es denn hier in den Keller ?
S: Nach unten.
H: Ah, ja ...
S: Vorsicht: Stoßen sie sich nicht an der Tischkante, Frau Gökdal.
G: Danke, Frau Schmidt-Peters: Ich passe schon auf.
H: So was von dunkel – und das bereits am Nachmittag ! In Antalya ist es jetzt bestimmt noch
hell - nicht, Frau Gökdal ?
G: Ich habe nicht die geringste Ahnung, Frau Holpert-Mang.
Die Frauen verlassen das Zimmer.
O: Gehen wir wirklich in die Küche ?
W: Natürlich nicht !
K: Ach, ich dachte ... .
W: Aber sie können ja.
K: Alleine ?
O: Mit mir brauchen sie nicht zu rechnen, Herr Klaschka. Ist es ihnen tatsächlich solch ein
Bedürfnis, in die Küche zu gehen ?
K: Eigentlich schon. War doch so vereinbart ... . Aber ich weiß ja nicht, wo was steht.
Außerdem: Im Dunkeln dürfte ich nicht viel sehen, geschweige denn finden.
W: Die Küchenfenster gehen – anders als die hier in unserem Tagungsraum – zum Vorgarten hin.
Da haben sie genügend Licht von der Straßenlaterne und können leicht das Bier finden.
K: Das Bier ?
O: Guter Gedanke !
W: Ein fast voller Kasten steht im unteren Kühlfach. Sie werden ihn schon finden.
K: Soll ich nicht doch auch noch was anderes mitbringen - außer Bier ?
W: Tja, mal überlegen: Wir sind Männer, oder ?
K: Ich weiß nicht. Ich meine: schon. Aber die Damen werden doch vielleicht etwas befremdet
sein, wenn nur noch Bier zu trinken da ist. Frau Gökdal, zum Beispiel.
W: Warum sollte denn gerade Frau Gökdal befremdet darüber sein ?
K: Ich weiß auch nicht. Sagen sie doch mal was, Herr Opaschowsky.
O: Also, ich finde Bier total ausreichend. Außerdem sind ja noch die angebrochenen Getränke da.
W: Da hören sie´s, Herr Klaschka !
G: Na gut, bis gleich. Verlässt den Tagungsraum.
O: Gehörte das eben eigentlich auch noch mit zum Auswahlverfahren ?
W: Warum sollte es nicht ? Nur weil das Licht aus ist ?
O: Oh, dann ist das jetzt wohl gerade nicht so gut für mich gelaufen ?
W: Jetzt gerade ? Tür wird geöffnet.
S:
betritt mit den anderen Frauen den Tagungsraum: Da sind wir wieder.
W: Sehr schön !
O: Der Strom ist nach wie vor aus.
H: Meinen sie ?
O: Jedenfalls brennt das Licht immer noch nicht.
H: Sie sind ja offenbar auch nicht in die Küche gegangen.
G: Nein, Herr Opaschowsky sitzt unverändert auf dem selben Platz. Wie das Patriarchat.
O: Wie was ?
S: Im übrigen haben wir Kerzen mitgebracht. Vorsicht, stolpern sie nicht, Frau Holpert-Mang !
H: Oh, danke.
G: Jetzt wird’s gemütlich. Kerzen werden angezündet.
K:
betritt den Raum: Ich bringe das Bier ...
H: Das Bier ?
S:
zu Wessel: Respekt, Herr Wessel.
G:
schmunzelnd: Das sind jetzt also die frischen Häppchen, ja ?
K: Ich wollte ja ...
H: Das war so ein uralter Sicherungskasten im Keller. Richtig schlimm verstaubt.
G: Und die Sicherungen sahen völlig anders aus als die modernen. Ganz unnatürlich rund ...
H: Wenn ich da durch `nen Stromschlag krepiert wäre, wer hätte sich dann um Cindy und Bert
gekümmert ? Es war ja schon schwierig genug, kurzfristig für heute Abend eine qualifizierte
Hundesitterin zu finden.
G: Das sollten sie morgen lieber den Hausmeister machen lassen, das mit den Sicherungen.
Außerdem: Ein paar Kerzen sind doch auch ganz schön und CO²-sparend !
W: Also künftig werden wir wichtige Termine im Stiftungshaus am besten nur noch bei
Flaschenbier im Kerzenschein zelebrieren.
S: Recht so, Herr Wessel.
W: Gut gelaufen, Frau Schmidt-Peters.
H: Jetzt bin ich verwirrt: Waren die abgestandenen Häppchen und die morsche Sicherung nun
eingeplant oder nicht ?
O: Klären sie uns auf !
W: Gegenfrage: Haben die Frauen im Bezug auf die Technik ihren Mann gestanden ?
G: Wie ?
S: Und eine zweite Gegenfrage schließt sich an: Haben die Männer im Bezug auf die Haus-
wirtschaft ihrer eingesperrten weiblichen Seite Freigang gewährt ?
H: Schön gesagt.
O: Schon klar, was sie hören wollen: Alles, außer dass die Männer ihren Mann und die Frauen
ihrer Frau gestanden haben.
K: Na, dann sagen sie das doch einfach !
O: Geschenkt.
K: Soll ich ?
H: Also kein Plan.
W: Kein Plan, keine Widerlegung der Geschlechterklischees.
O: Eins zu eins - unentschieden.
S: Sind sie alle gut versorgt mit Trinken ? Und können sie alle genug sehen ?
G: Ja.
K: Danke.
H: Wunderbar.
O: Ausreichend.
W: Sehr schön ! Dann können wir ja jetzt weitermachen.
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