HÖRSPIEL-SCRIPT
Gehobene Narrenfreiheit
(Teil I - II - III - IV):
"Ein Betriebsunfall"
FREUDENBERG
(Direktor)
SCHMIDT-PAULSEN
(Betriebsrätin)
WESSEL
(Betriebsrat)
ANDERSEN
(Chefsekretärin)
Die Sekretärin betritt das Büro.
ANDERSEN Herr Direktor, bitte entschuldigen Sie vielmals. Ich unterbreche ja
nur äußerst ungern Ihre Besprechung, aber...
FREUDENBERG Sie stören uns wirklich nicht im geringsten, Frau Andersen.
Wir haben sogar gerade von Ihnen gesprochen, die Dame und
der Herr vom Betriebsrat, stimmt´s ?
WESSEL Richtig.
FREUDENBERG In Verbindung mit Kaffee.
ANDERSEN sorgenvoll: Ach, Herr Direktor !
FREUDENBERG Was machen Sie denn für ein besorgtes Gesicht, Frau Andersen ?
ANDERSEN Ich fürchte, Ihnen wird hier etwas gar nicht gefallen... .
FREUDENBERG Ist etwa diese verdammte Kaffeemaschine wieder einmal kaputt ?
ANDERSEN Es gibt leider Probleme in der Fertigungsplanung.
SCHMIDT-PAULSEN neugierig: In der Fertigungsplanung ?
ANDERSEN Kann ich denn hier auch frei sprechen, Herr Doktor Freudenberg ?
FREUDENBERG Aber Frau Andersen ! Ich bitte Sie: Natürlich können Sie hier frei
sprechen. Das ist schließlich mein Büro hier !
ANDERSEN Ich dachte nur... . Naja, ich meine... .
SCHMIDT-PAULSEN Nun übertreiben Sie sie mal nicht, Ihre bedingungslose Loyalität
Ihrem Chef gegenüber, Frau Andersen !
ANDERSEN Gegenüber dem Herrn Direktor.
SCHMIDT-PAULSEN Mein Gott !
WESSEL Der Herr Freudenberg ist auch unser Chef, Frau Andersen.
FREUDENBERG Verdammt, warum hatte ich jetzt wieder das Band nicht mitlaufen ?
Schon wieder ´ne Gelegenheit verpaßt !
SCHMIDT-PAULSEN Und was immer Sie dem Direktor, unserem Herrn Direktor, auch
mitzuteilen haben, Frau Andersen: Früher oder später wird der
Betriebsrat davon ohnehin Wind bekommen.
ANDERSEN Das ist mir durchaus bewußt, Frau Schmidt-Paulsen. Es ging mir
daher eben auch lediglich darum, die Zeitspanne zwischen diesem
„Früher“ und diesem „Später“ im Sinne von Herrn Doktor Freudenberg ein wenig zu maximieren.
SCHMIDT-PAULSEN Ach so !
FREUDENBERG Meine Chefsekretärin ist doch wirklich eine Perle !
ANDERSEN verlegen: Ach, Herr Direktor !
FREUDENBERG Wenn ich Sie nicht hätte, Frau Andersen... !
SCHMIDT-PAULSEN Ja, was wäre denn dann ?
WESSEL Was für eine Frage, Frau Kollegin ! Das ist doch wohl sonnenklar:
Dann würden Wichtigtuer wie wir wahrscheinlich in Kürze die
Führung in diesem Laden übernehmen, indem wir die Kompetenz
unseres Herrn Direktors ganz einfach untergraben, nachdem wir
vorher natürlich erst einmal ordentlich für Chaos gesorgt haben
dank unseres Mitbestimmungsrechts.
SCHMIDT-PAULSEN amüsiert: Sehr richtig, das würden wir tun. Ohne zu zögern.
ANDERSEN ängstlich: Herr Freudenberg ?
FREUDENBERG Schon gut, Ingeborg. Ein Zufallstreffer, weiter nichts.
SCHMIDT-PAULSEN Was denn nun schon wieder für ein Zufallstreffer ? Ewig diese
paramilitärischen Kraftausdrücke bei Männern in den Führungs
etagen !
FREUDENBERG Frau Andersen, Sie wollten uns etwas aus der Fertigungsplanung
berichten ?
ANDERSEN Herr Direktor, es gab da einen Vorfall... . Da ist etwas geschehen... .
WESSEL Wenn sich in dieser Abteilung alle so schwer tun, auf eine einfache
Frage zu antworten, dann kann ich die Kostenexplosion in den Führungsetagen unseres Unternehmens allmählich direkt nachvoll
ziehen. So etwas muss sich ja auf´s Arbeitstempo niederschlagen.
SCHMIDT-PAULSEN Sehr treffend bemerkt, Herr Kollege ! Diese Mehrausgaben sollten Sie fairerweise allerdings nicht nur an rhetorisch unterqualifizierten Mitarbeitern festmachen , sondern ebenso am Mißmanagement unserer Direktoren.
FREUDENBERG Ich hatte schon befürchtet, Sie würden mich diesmal ganz vergessen
bei Ihrer Haßtirade auf die Entscheidungsträger unseres Unterneh
mens, Frau Betriebsrätin.
SCHMIDT-PAULSEN Demnächst unterstellen Sie mir womöglich noch, ich wäre neidisch auf Ihre verantwortungsvolle Position hier oben. Darauf warte ich ja bloß.
FREUDENBERG Ist das denn nicht eigentlich überflüssig ?
WESSEL Liebe Frau Andersen, würden Sie uns jetzt bitte endlich mitteilen, was
Sie vor ungefähr zehn Minuten dazu bewogen hat, die Unterredung
Ihres verehrten Herrn Direktors mit zweien seiner unwürdigen Betriebsräte zu unterbrechen ?
SCHMIDT-PAULSEN Sagen Sie uns, was Sie uns aus der Fertigungsplanung erzählen wollten, bevor Ihnen der Herr Freudenberg vorzeitig das Wort abgeschnitten hat.
FREUDENBERG Tun Sie´s, Frau Andersen Damit das alles hier möglichst bald ein Ende hat.
ANDERSEN Da ist doch dieser Ingenieur, dieser Herr Von Lindern... .
FREUDENBERG Ich kann mich schwach entsinnen: War das nicht der, der beim letzten Betriebsausflug in die Lüneburger Heide diesen Aufstand gemacht hat, dass unbedingt auf Plastikbecher und Plastikteller verzichtet werden müsse wegen der Umwelt ?
WESSEL Ja, richtig ! Ich kann mich auch schwach entsinnen: So ziemlich jeder,
der den Ausflug seinerzeit mitorganisiert hatte, war dafür Nur einer
natürlich nicht.
SCHMIDT-PAULSEN Lassen Sie mich raten Der Herr Freudenberg etwa ?
FREUDENBERG Sie mussten das ganze Geschirr ja auch nicht transportieren und hinter
her dann noch abwaschen, Frau Schmidt-Paulsen !
ANDERSEN Was da damals alleine beim Transport alles zu Bruch gegangen ist an guten Tellern und Tassen !
FREUDENBERG Und die Kantine hat dafür sogar extra noch eine Sonderschicht einlegen
müssen: Die hätten den einen Abend ja vielleicht auch ganz gerne mal
freigehabt.
ANDERSEN Genau, das hätte wirklich nicht sein müssen !
WESSEL Wenn wir uns Gedanken über unsere Umwelt machen und versuchen,
sie soweit es in unseren Möglichkeiten liegt zu schonen, dann tun wir
das doch vor allem auch für unsere Kinder.
Soweit ich mich erinnern kann, haben Sie doch auch eine ganz rei
zende Tochter, Frau Andersen.
ANDERSEN Auto fahre ich aber trotzdem.
FREUDENBERG Der Herr Von Lindern sorgt also wieder einmal für Schwierigkeiten,
habe ich Sie da richtig verstanden, Frau Andersen ?
ANDERSEN Ja, so könnte man es nennen, Herr Direktor.
FREUDENBERG Schlimm ?
ANDERSEN Er hat versucht, an mehreren Stellen des Betriebsgeländes ein Flug
blatt unter die Leute zu bringen. Er hat es auch an einigen Wänden
befestigt.
FREUDENBERG Das geht doch wohl zu weit Dafür haben wir schließlich unser Haus
blatt. dass manche Leute aber auch immer eine Extrawurst gebraten
haben müssen !
ANDERSEN Noch dazu war der Inhalt dieses Flugzettels glaube ich ein wenig
problematisch.
WESSEL Haben Sie ihn gelesen ?
ANDERSEN Sein Bereichsleiter hat ihn mir am Telefon vorgelesen. Der Inhalt
war irgendwie sehr mathematisch, fand ich.
FREUDENBERG Dann liest den doch bestimmt keiner. Warum die Aufregung ?
ANDERSEN Weil es irgendwie schlüssig klang. Das meinte auch der Herr Stru
wecker eben am Telefon. Und deshalb sollte ich Ihnen Bescheid sagen.
WESSEL Bekommen Sie den Inhalt vielleicht irgendwie noch zusammen ?
ANDERSEN Der Herr Von Lindern plädiert darin glaube ich für ein Umdenken
in der Automobilindustrie. Er meint, man müsse mehr Geld in die
Entwicklung schadstoffärmerer Verbrennungsmotoren investieren.
FREUDENBERG Ist das alles ?
ANDERSEN Seine Devise lautet in etwa - und jetzt wird es irgendwie kompliziert,
finde ich: `Wie wir unsere Umwelt heute um 10 Prozent weniger mit
Abgasen belasten, damit unsere Kinder morgen eine um 1 Prozent
weniger zerstörte Ozonschicht vorfinden werden´.
SCHMIDT-PAULSEN Kein sehr eingängiger Slogan, wenn Sie mich fragen.
FREUDENBERG Dafür aber äußerst leichtfertig, wenn man bedenkt, dass die öffentliche
Meinung in letzter Zeit von den Massenmedien durch unseriöse und
futuristisch anmutende Studienbelege ohnehin schon gnadenlos in Richtung Elektroauto getrieben wird. Und das, wo die Absatzzahlen unserer Branche mittlerweile schon im zweiten Quartal rückläufig sind !
ANDERSEN Ach ja: Der Herr Struwecker meinte, er sei vor allem deshalb so auf
gebracht, da der Herr Von Lindern ihm übermütig mitgeteilt hätte, dass
er nächste Woche in einer Talkshow im ersten Programm Gelegen
heit dazu erhalten würde, seine Thesen einem größeren Publikum zugängig zu machen.
SCHMIDT-PAULSEN Verdammt, das geht an die Substanz !
FREUDENBERG Schau mal einer an: Das begreifen sogar Sie, dass uns so ein amok
laufender Weltverbesserer bei der derzeitigen desolaten Auftragslage
gerade noch gefehlt hat. Und für solche Disziplinlosigkeiten muss
unser Unternehmen in Arbeitsplätzen zahlen, Frau Schmidt-Paulsen.
Das Telefon klingelt im Vorzimmer.
ANDERSEN Sie entschuldigen mich.
Geht aus dem Zimmer und schließt die Tür.
FREUDENBERG Frau Betriebsrätin, Sie sind ja mit einem Mal so ruhig.
WESSEL Machen Sie sich etwa Sorgen, Frau Kollegin ?
FREUDENBERG Es wird schon nicht so schlimm kommen. Es ist ja noch Zeit bis zu dieser Talkshow; Da werde ich mich vorher mit dem Herrn Von Lindern noch
einmal ganz in Ruhe unterhalten. Vielleicht ist er ja auch ganz einfach nur ein wenig unterbezahlt.
SCHMIDT-PAULSEN Nein, das ist es nicht. Nur dieser Slogan: Der stimmt mich irgendwie
etwas nachdenklich. Ich weiß auch nicht, warum.
FREUDENBERG Die Frau Andersen wird sicher gleich wieder hereinkommen und
Entwarnung geben. Sie telefoniert bestimmt gerade mit dem Herrn
Struwecker. Ein fähiger Bereichsleiter übrigens. Der hat die Situati
on wahrscheinlich schon längst wieder im Griff.
SCHMIDT-PAULSEN Es geht mir wirklich enorm gegen den Strich, aber ich muss zugeben,
dass ich diesen Vorfall, so wie er sich uns im Moment darstellt, doch
irgendwie als beängstigend einstufen muss.
FREUDENBERG Tatsächlich ?
SCHMIDT-PAULSEN Da kommt so ein einfacher Ingenieur daher, will sich auf einem Ge
biet profilieren, welches zu vertreten man doch eigentlich getrost dem
Wechselspiel zwischen der Unternehmensleitung und der Arbeit
nehmervertretung überlassen sollte, und bringt damit am Ende noch
Arbeitsplätze in Gefahr. Arbeitsplätze, die zu beschützen eine unserer
edelsten Aufgaben darstellt, Herr Wessel.
ANDERSEN betritt aufgeregt das Büro: Herr Doktor Freudenberg, die Situation scheint sich zuzuspitzen.
FREUDENBERG Berichten Sie bitte, Frau Andersen.
ANDERSEN Der Herr Struwecker war am Apparat . Er sagte , die Kollegen des Herrn Von Lindern seien äußerst aufgebracht. Er meinte, die seien
kurz davor, den Ingenieur zu lynchen.
FREUDENBERG Eine fähige Abteilung.
SCHMIDT-PAULSEN Herr Freudenberg, das geht aber nicht. Ich muss hier als Betriebsrätin
auf die körperliche Unversehrtheit meines... Sucht nach einem pas
senden Ausdruck: ... Schutzbefohlenen bestehen, auch wenn mich dessen Tat selber erschüttert, das gebe ich inzwischen ja zu.
WESSEL Die erschreckt selbst mich, muss ich sagen Diese Realitätsferne einiger Mitarbeiter. Sie haben recht, Frau Andersen: Die können
unsere Angestellten getrost uns überlassen, die Entwicklung von
ökologisch/ökonomischen Visionen.
Das sehen wir ja jetzt alle, was dabei herauskommt, wenn die Kom
petenzen nicht eindeutig voneinander abgegrenzt sind.
FREUDENBERG Nun versuchen Sie bitte nicht, sich mit Äußerungen, die ausnahms
weise einmal nicht den gesunden Menschenverstand beleidigen, bei
mir einzuschmeicheln, Herr Wessel !
Hätten Sie mal besser vor einem halben Jahr nicht so einen Wider
stand organisiert, als es darum ging, unser innerbetriebliches Netz von Überwachungskameras zu vervollständigen ! So wie Sie damals
gegen uns gewettert haben, hätte man ja fast meinen können, durch
dieses Vorhaben würden die allgemeinen Menschenrechte in unse
rem Unternehmen bedroht.
Wäre unser Netz heute komplett, dann wären wir auf die Aktivitäten
dieses Verrückten vielleicht schon frühzeitig aufmerksam geworden
und hätten ihn von seinem verantwortungslosen Handeln noch recht
zeitig abhalten können.
WESSEL Aber Herr Direktor: Ich wollte damals doch lediglich verhindern, dass
Sie Ihre Kameras auch in den Toiletten anbringen.
FREUDENBERG Das hätten wir ganz dezent getan. Und die Kameras waren ja schließ
lich auch schon bezahlt.
SCHMIDT-PAULSEN Aber da sind wir Ihnen mit dem Betriebsrat doch wirklich entgegenge
kommen, als Sie damals anfingen herumzujammern, was Sie mit den
teuren Geräten denn jetzt anstellen sollten: Die hängen doch jetzt gut
in den Abstellkammern, ich weiß gar nicht, was Sie eigentlich wollen.
FREUDENBERG Also, im Moment ist es wohl dringend erforderlich, die Situation in der
Fertigungsplanung zu entschärfen.
SCHMIDT-PAULSEN Der Meinung bin ich auch.
WESSEL Ja, natürlich.
FREUDENBERG Das wird dann ja wohl wieder hauptsächlich an mir hängenbleiben.
WESSEL Auf Sie wird dieser Pöbel sicher hören, wenn Sie da jetzt nach unten
gehen und für Ruhe sorgen, Herr Direktor.
FREUDENBERG Mal sehen, was ich tun kann. Aber da wäre noch etwas: Ich darf doch hoffentlich davon ausgehen , dass Sie beide sich heute ausnahms
weise in Ihrer Eigenschaft als Betriebsräte etwas zurückhalten ?
WESSEL Warum das denn, bitte ?
FREUDENBERG Stichwort `Deeskalation´, Herr Wessel.
SCHMIDT-PAULSEN `Deeskalation´ ?
WESSEL Mit Verlaub: Ich glaube, davon verstehen wir vielleicht etwas mehr als Sie, Herr Direktor. Was dort unten von Ihnen erwartet wird, ist Autori
tät. Das psychologische Fingerspitzengefühl fällt dann doch eher wohl in den Aufgabenbereich von Frau Schmidt-Paulsen und mir.
SCHMIDT-PAULSEN Das glaube ich aber auch !
FREUDENBERG Ach ja ?
SCHMIDT-PAULSEN Ich denke schon, Herr Freudenberg.
FREUDENBERG Bleibt vielleicht nur die Frage, auf wen eine Belegschaft, die um die
angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt weiß, in solch einer kriti
schen Situation, wie sie der engagierte Herr Von Lindern jetzt herbei
geführt hat, besser zu sprechen ist: Auf eine Arbeitnehmervertretung,
die uns ihre Tagträume von einer besseren Umwelt mit Hilfe von Motoren, die zu erschwinglichen Preisen herzustellen wir wohl in zehn Jahren noch nicht in der Lage sein werden, nachweislich in unserer letzten Hauszeitschrift dokumentiert hat, oder auf eine Unternehmens
leitung, die solche Sperenzien den dafür auch bezahlten Wissen
schaftlern überläßt.
SCHMIDT-PAULSEN Was soll das heißen ?
FREUDENBERG Sie beide bleiben hier in meinem Büro . Ich werde alleine in die Ferti
gungsplanung gehen und dort für Ruhe sorgen. Es wäre mir sehr daran
gelegen, dabei auf Ihre Unterstützung verzichten zu können.
Tut mir wirklich leid, Ihnen beiden das so hart ins Gesicht sagen zu
müssen.
SCHMIDT-PAULSEN Geschenkt. Es tut Ihnen leid Geschenkt !
WESSEL Frau Kollegin, beruhigen Sie sich doch bitte ! Ich glaube, der Herr
Freudenberg hat recht. Wir sind doch auch daran interessiert, dass
hier bald wieder alles seinen geregelten Gang geht.
Genaugenommen ist es ja auch der reine Zufall, dass wir jetzt schon
von der ganzen Sache erfahren haben, nicht wahr ? Daraus wollen
wir doch keinen Nutzen ziehen, das haben wir überhaupt nicht nötig.
SCHMIDT-PAULSEN Wir könnten endlich einmal rechtzeitig vor Ort sein, wenn die Ange
stellten wieder einmal verarscht werden sollen von hier oben.
FREUDENBERG kramend auf seinem Schreibtisch: Wo hab´ ich denn jetzt die vor
letzte Nummer unserer „Teutonic Wheels“ ? Die FebruarAusgabe,
die kann doch noch nicht im Altpapier sein. Frau Andersen !
SCHMIDT-PAULSEN Lassen Sie es gut sein, Herr Direktor. Sie haben mich schon überredet.
FREUDENBERG Schon ?
SCHMIDT-PAULSEN Ich habe seltsamerweise auch überhaupt kein Bedürfnis mehr, in die Fertigungsplanung zu gehen Mir ist im Gegenteil plötzlich ganz mulmig zumute. Ich befürchte fast, mir wird übel !
Wahrscheinlich haben Sie vorhin ein wenig zu lange gelüftet , Herr
Direktor.
WESSEL Stimmt, das war vielleicht wirklich etwas zuviel des Guten. Kam mir auch schon so vor.
Warum haben Sie denn nichts gesagt, Frau Schmidt-Paulsen ?
ANDERSEN Ich hole Ihnen ein Glas Wasser, Frau Betriebsrätin.
Verläßt eilig das Büro.
FREUDENBERG Nun übertreiben Sie mal nicht. Das bißchen Rauch !
WESSEL besorgt: Kommen Sie, legen sie sich doch ein wenig auf die Couch dort. Ich bin sicher, der Herr Freudenberg hat nichts dagegen.
Geleitet Frau Schmidt-Paulsen auf die Couch.
FREUDENBERG Aber nicht im geringsten ! Unter diesen Umständen würde ich selber am liebsten hierbleiben und der Frau Schmidt-Paulsen etwas zur Seite stehen.
SCHMIDT-PAULSEN Das kann ich mir vorstellen !
FREUDENBERG versöhnlich: Wir kennen uns eigentlich ganz gut inzwischen.
Ich meine: Trotz allem ?
SCHMIDT-PAULSEN Gehen Sie jetzt lieber, Herr Direktor. Sie werden vielleicht wirklich
gebraucht da unten.
WESSEL Frau Kollegin, haben Sie etwa Fieber ?
FREUDENBERG Ich bin sobald wie möglich wieder zurück.
ANDERSEN kommt mit einem Glas Wasser ins Büro: Hier, trinken Sie, Frau
Schmidt-Paulsen. Das wird Ihnen guttun.
FREUDENBERG Kommen Sie bitte, Frau Andersen. Wir beide werden jetzt mal nach
dem Rechten sehen in der Fertigungsplanung.
ANDERSEN Ja, Herr Doktor Freudenberg.
Verläßt mit ihm den Raum und schließt die Tür.
Download der Hörspiel-Vertonung von 1995/96: Hörspiel-Podcast
(Autorenproduktion)