HÖRSPIELer:
Geht es
mit dem absehbaren Trend zum Hörbuch-Download im Internet der
CD und erst recht der Kassette an den Kragen ?
Harald Rieck:
Die CD wird es sicher auch weiterhin
als Medium für Hörbücher geben. Sie ist einfach sehr
gut zum Verschenken geeignet. Gerade Kinder z.B. wollen parallel zum Hörerlebnis
gerne etwas zum `Anfassen´ haben.
Andererseits stehen wir natürlich gerade erst am Anfang
der Download- Entwicklung. Es ist ja schon absehbar, dass in naher
Zukunft Hörbücher sogar über Handys heruntergeladen und
in guter Qualität konsumiert werden können.
Ein weiterer Vorteil der Unabhängigkeit von herkömmlichen
Tonträgern ist der Umstand, dass die Freunde von Hörbüchern
die Stücke nach dem Hören einfach nach Belieben löschen
können. So wachsen die CD-Berge nicht unkontrolliert in die Höhe
und die Hörer speichern einfach nur die Sachen fest ab, die sie
irgendwann wirklich noch einmal hören wollen.
HÖRSPIELer:
Das Pressen von
CDs und das Gestalten aufwendiger Booklets sind für die Hörverlage
nichteben geringe Kostenfaktoren. Wenn diese durch den download-Trend
jetzt immer mehr wegfallen - Können die Verlage dann entsprechend
mehr Geld für kostspieligere Vertonungen ausgeben ?
Harald Rieck:
Nicht unbedingt, da sich zum Teil nur die Formen ändern.
Der Booklet-Service muss nicht unbedingt eingestellt werden, nur weil
weniger Booklets für CDs gedruckt werden. Es ist gut vorstellbar
und wird teilweise auch schon so gehandhabt, dass den Käufern
ergänzende Informationen zu den Hörbüchern zusätzlich
zu den Audio-files z.B. als pdf-Dateien zur Verfügung gestellt
werden.
HÖRSPIELer:
Wie könnten denn ansonsten die Vorteile für die Hörverlage
durch den download-Trend aussehen ?
Harald Rieck:
Einige Verlage könnten das Thema `download´ z.B.
für ältere Titel aus ihrem Verlagsprogramm entdecken. Titel,
für dies ich rein absatzmäßig vermutlich eine Neuauflage
nicht lohnen würde, die aber dennoch interessant sein könnten,
würden auf diese Weise ohne großen Aufwand als Hörbuch-`Archiv´
im Internet zur Verfügung stehen und gewissermaßen revitalisiert.
HÖRSPIELer:
Wird die `Hörbuch-Szene´ durch die niedrigere Zugangsschwelle
zu Internet-downloads für kleine Verlage oder auch für einzelne
Autoren zugunsten kleinerer und mittlerer Anbieter
demokratisiert ?
Harald Rieck:
Dass beispielsweise Autoren ihre eigenen Produktionen, für die
sie vielleicht keinen Verlag finden, dennoch über download-Portale
im Internet an die Hörerin oder den Hörer bringen können,
ist natürlich eine gute Sache.
Meine Erfahrung hierbei ist jedoch, dass ich als Portal-Betreiber
hierschon eine gewisse Qualitätskontrolle durchführen muss.
Es sollschließlich bei Hörbüchern keine Handelsklasse
I oder Handelsklasse II entstehen und das verhindert man nur, indem man
gewisse Qualitätsstandardssetzt.
HÖRSPIELer:
Von welcher Veröffentlichung
würden Sie meinen, dass sie wirklich speziell nur bei Ihrem Download-Portal
denkbar ist ?
Harald Rieck:
Wir haben z.B. einen Verlag im Programm, der sich mit den Lebens-
und Wohnumständen von Senioren befasst. Das ist ein wichtiges Thema,
das auf dem freien Hörbuchmarkt aber vermutlich wenig Chancen hätte.
HÖRSPIELer:
Ihr Download-Portal steht gerade erst am Beginn seiner Entwicklung. Haben Sie noch Veränderungen
geplant ?
Harald Rieck:
Demnächst werden wir vermutlich
einen Livestream anbieten. Als Inhalt einer regelmäßig gesendeten
Reihe sind für den Start Gespräche im Fitnesstudio geplant.
HÖRSPIELer:
Herr Rieck, vielen Dank für das
Gespräch.
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