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Medeas Synthesizer
... leider keine rechte `la Paloma´-Stimmung

der Manager

Mein Job als Leo´s Manager besteht zu 90 Prozent darin, jeweils Schlimmeres zu verhindern, z.B. was die Presse angeht. Neben dem Leo manage ich ja auch noch ein esoterisches Sängerinnen-Duo und eine Underground-Electro-Combo aus Wedel. Die sorgen allerdings zusammen nicht für halbsoviel Ärger mit der Journallie wie mein Herr Greller:

Zum Beispiel diese Geschichte mit der Kolumnistin aus Winterhude: Wahrscheinlich wäre so ziemlich jeder andere aufstrebende Popsänger in Deutschland dankbar ohne Ende, wenn die Ober-Klatschtante der größten Boulevardzeitung ihn zu einer Party in ihre Villa einladen würde - Zugegeben: Die Party war  arrangiert. Ich bin eben geschäftstüchtig. Ist ja schließlich mein Job !
Es handelte sich also um eine arrangierte 2-Personen-Veranstaltung. Wenn ein aufstrebender Popsänger so ´ne Chance bekommt, dann sollte er sie auch nutzen. Aber ich hatte natürlich wieder mal nicht mit Leo´s Prinzipien gerechnet:

Nachdem, was ich später von der Dame gehört habe, hat er sie erst mal als Gast n ihrem Haus darüber belehrt, daß er und seine Musik nicht korrumpierbar sind. Und daß für ihn die Mitschuld des Verlages, für den sie arbeitet, am Tod von Rudi Dutschke noch längst nicht verjährt ist. Und daß er sich außerdem total auf die angekündigte `Seemann, Ohé !´-Party gefreut hatte. Da hat er die arme Frau noch darüber belehrt, daß für so eine Art von Party mindestens ein Dutzend Leute nötig wäre, um die rechte `La Paloma´-Stimmung aufkommen zu lassen.

Am nächsten Tag berichtete er mir von diesem völlig missglückten Rendez-Vous. Dabei betonte er stolz seine Standhaftigkeit gegenüber der Dame. Er wollte einfach nicht kapieren, daß sie vielleicht nicht mehr so ganz jung, aber dafür immerhin umso einflußreicher war. Als er gerade richtig in Fahrt kam, erhielt ich von meinem Anwalt telefonisch eine Nachricht: Frau Reifenstein-Herbig drohte, Leo wegen Beischlafdiebstahls anzuzeigen. Sie wollte binnen 24 Stunden die Original-Hans-Albers-Matrosenmütze -eine Filmrequisite aus „Reeperbahn bei Nacht“- aus ihrem Schlafzimmer von Leo zurückhaben zurückgeben würde.

Leo behauptete zwar steif und fest, diese Mütze aus dem Entreé der Villa stibitzt zu haben - Aber das machte die Sache auch nicht viel besser. Er brummelte immer wieder trotzig , daß er sich das Stück als Entschädigung verdient hatte -wofür, würde mich nichts angehen-!

Ich konnte ihn dann aber nach viel Überzeugungsarbeit doch noch zur rechtzeitigen Rückgabe überreden. Es war, als hätte ich damals einem kleinen Jungen die Spielzeugpistole, die er versehentlich anstelle eines anderen Kindes geschenkt bekommen hatte, wieder wegnehmen müssen. Er sah mich dabei an, als ob ich ihn an sämtliche Frauen auf der Welt verraten hätte; Als ob wir ihn allesamt gemeinsam kastrieren wollten. Er konnte also mal wieder voll auf Opfer machen. Eine seiner Lieblingsrollen.
Es ist immer anstrengend, wenn Leo einen auf `moralisch´ macht. Ich meine, letztendlich ist es ja doch Showbiz, in dem Leo sich bewegt; Da macht man eben einfach ´n paar Dinge, wenn man weiterkommen will und fragt nicht jedesmal großartig, ob das nun auch wirklich OK für einen ist.

Leo hielt mir die Geschichte mit der Klatschreporterin aus Winterhude noch lange vor. Er kann wahnsinnig nachtragend sein. Wir hielten uns dann die nächsten Monate ganz von den Printmedien fern. Leo verschwand eine ganze Weile lang im Studio und hat dabei den sehr selbstherrlichen Song `Verraten und getäuscht´ aufgenommen. Natürlich in Anspielung auf Winterhude. Ich bin währenddessen drangegangen, seine `www.leo-greller.de´-Internetseite aufzubauen, denn vom Internet hat Leo ja keine Ahnung. Technischer Fortschritt ist nicht sein Ding. Er ist zwar jemand, der seinen drei Synthesizern Namen gibt: `Monica´, `Mia´ und `Medea´ - Aber Personalcomputern fehlt es seiner Meinung nach zu sehr an Seele, damit er sich tiefer mit ihnen einlassen könnte.

Ich muß allerdings zu Leo´s Gunsten zugeben, daß er hin und wieder auch ohne was angestellt zu haben zu ´ner schlechten Presse kommt - Wie z.B. vor kurzem, als in Fankreisen gezielt das Gerücht gestreut wurde, sein Vater wär ein hohes Tier in der Hamburger CDU. Ich nehm´ mal an, das kam von irgendwelchen neidischen Sängerkollegen.
Solche schlimmen Verleumndungen können einem PR-technisch ganz schnell das Genick brechen, wenn man nicht höllisch aufpasst. Zum Glück hatte in diesem Fall die Gegenseite ziemlich schlampig recherchiert. Deshalb konnte Leo auf seiner Homepage zu seiner Ehrenrettung offiziell die Erklärung abgeben, daß sein Vater weder noch am Leben sei, noch jemals dieser `Partei´ nahegestanden habe. Das gelte auch verbindlich für ihn selber und möglicherweise noch zu zeugende Nachkommen.
Das hat seine Fans damals zum Glück beruhigt.





Schauspieler auf dieser Seite: Thor W. Müller